Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (33)
Kolumne 33
Wahlen
Im Vorfeld des Wahltags am 31. Juli, der zum Feiertag erklärt wurde,
nehmen Befürchtungen wegen Wahlmanipulationen zu. Auch ziehen
Einschüchterungen durch Zanu-PF an; die Medienfreiheit gilt als
gefährdet.(1) Es sind nahezu 20.000 Wahlbeobachter akkreditiert
worden. Die Botschaften dürfen maximal je fünf Beobachter schicken.
(2)
ZBC weigert sich, bereits bezahlte MDC-Wahlspots zu senden, solange
sie nicht mit Zanu-PF-Spots aufgewogen werden.(3) In Manicaland
werden Wähler durch Zanu-PF mit einer Neuauflage der Brutalität
von 2008 bedroht.(4) In Masvingo wurde MDC von einer Dorfversammlung
ausgeschlossen.(5) In Zengeza West wird ein Zanu-PF-Kandidat
beschuldigt, Jugendliche zur Störung von MDC-T-Kundgebungen
anzustiften.(6) Ein prominenter Menschenrechtsanwalt, der in Mutare
kandidiert, wurde infolge einer angeblich illegalen Kundgebung am
19. Juli verhaftet. Man verhaftete außerdem fünfzig Anhänger, die
nach Unterzeichnung eines Schuldeingeständnisses aber wieder frei
waren.(7) Bei einer Wahlveranstaltung in Goromozi South griffen
Zanu-PF-Schläger MDC-T-Jugendliche an und verletzten sie.(8) Der
MDC-T-Parlamentskandidat für Bindura Nord wurde wegen Aufhängens
von Wahlplakaten für MDC's Morgan Tsvangirai festgenommen.(9).
Die Polizei untersagte ein Festival des Youth Agenda Trust (YAT).
Organisationen der Zivilgesellschaft wurden in drei Provinzen von
Sicherheitsagenten an der Durchführung ihrer Wähleraufklärung
gehindert.(10) Rund 37 Menschen stehen unter Anklage wegen Verstößen
gegen die Wahlgesetzgebung, die meisten gehören zur Anhängerschaft
von MDC. In verschiedenen Landesteilen haben Zanu-PF-Angehörige
die Plakate gegnerischer Parteien herunter gerissen.(11)
Zanu-PF-Anhänger zwingen Menschen zur Teilnahme an Wahlkundgebungen,
so in Chegutu, wo wegen der Kundgebung von Vizepräsidentin Joice
Mujuru Geschäfte zwangsweise schließen mussten.(12)
Zanu-PF hat Anzeigen geschaltet, die Tsvangirai als Schürzenjäger
verunglimpfen. Die Partei wandte 10 Millionen US$ für den Kauf von
Autos für ihre Kandidaten auf. Der ebenso heimliche wie geheimnisvolle
Geheimdienst gab drei Millionen US$ für hundert 100 Nissan-Wagen
mit Doppelkabine aus, die bei den Wahlen eingesetzt werden.(13)
Der Oberste Richter lehnte einen Dringlichkeitsantrag wegen des
"Beleidigungsgesetze" ab, unter dem zahlreiche Menschen verhaftet
wurden. Die Anhörung wurde auf die Zeit nach den Wahlen verschoben.(14)
Eine Woche vor den Wahlen stand das Wählerverzeichnis noch nicht
zur Verfügung. Tendai Biti von MDC-T behauptet, Generalregistrar
Tobaiwa Mudede habe vier verschiedene Verzeichnisse angelegt, um
die Wahlen zu manipulieren. MDC ist besorgt wegen der Beteiligung
der israelischen Firma Nikuv. Letztere weist alle Vorwürfe als
unbegründet zurück.(15)
Die britische Mail on Sunday berichtet jedoch, sie sei im Besitz
eines höchst vertraulichen Dokuments, das Präsident Robert Mugabes
Strategie bestätige, mithilfe von Manipulation und Einschüchterung
die Wahl für sich zu entscheiden. Die Taktiken werden von namentlich
aufgeführten Geldgebern unterstützt, darunter die chinesische
Regierung, afrikanische Führer und Diamantenunternehmen. Von Nikuv
heißt es, die Firma habe für ihre Rolle in dem Komplott eine Unsumme
an Honoraren erhalten.(16) Einige Kommentatoren meinen, Mugabe baue
am Wahltag auf Chaos infolge des absichtlich mangelhaft geführten
Wählerverzeichnisses, was den Ausschlag für ihn geben werde.(17)
Tsvangirai forderte dazu auf, der Zimbabwe Electoral Commission
(ZEC) das Wählerverzeichnis zu übergeben, damit daran nicht mehr
herumgepfuscht werden könne.(18) ZEC wurde ferner aufgefordert,
Hassrede zu unterbinden. Demonstranten für Menschenrechte appellierten
an die ZEC, den Manipulationen ein Ende zu machen. Das Zimbabwe
Democracy Institute (ZDI) befürchtet, die engen Verbindungen der
ZEC zum Sicherheitsapparat sowie die mangelnde Transparenz beim
Wählerverzeichnis bedrohten einen fairen Wahlgang.(19)
Die MDC-Klage wegen der Anzahl der zum Sonderwahlgang zugelassenen
Personen wurde abgewiesen. ZEC wies Vorwürfe der Parteilichkeit
zurück. Die Wahlkommission ließ für rund sechs Millionen Wähler
acht Millionen Wahlzettel drucken, um zu verhindern, dass sie zur
Neige gehen, wie beim Sonderwahlgang geschehen.(20)
Das Centre for Community Development in Zimbabwe (CCDZ) sagte nach
einem Besuch mehrerer Wahllokale an den Sonderwahltagen 14. und
15. Juli, ZEC sei auf die Wahlen nicht vorbereitet.(21) ZEC
verurteilte Hetzreden bei der Wahlkampagne.(22)
Finanzminister Biti erhielt Mittel für die Wahlen, wies aber darauf
hin, er habe kein Geld, um die dabei eingesetzten Angehörigen des
öffentlichen Dienstes zu bezahlen. Justizminister Patrick Chinamasa
verhinderte eine Unterstützung durch das Electoral Institute of
Southern Africa (EISA) mit dem Argument, das Institut sei ein
Deckmäntelchen für Länder, die Sanktionen über Zimbabwe verhängten.(23)
Analysten zeigen sich besorgt, dass das Wahlergebnis erneut kontrovers
ausfallen könnte, es sei denn, ZEC löse noch zahlreiche logistische
Probleme. Die SADC-Troika für Verteidigung und Sicherheit - Angola,
Tanzania und Zambia - traf sich am 20. Juli in Pretoria hinter
verschlossenen Türen mit Südafrikas Präsident Jacob Zuma, um über
Zimbabwe zu beraten.(24) Obwohl SADC von einem "taffen" Wahlgang
ausgeht und ein Mitglied bedauerte, dass Zimbabwe nicht dem Rat
der SADC gefolgt sei, sagte die Regionalorganisation dem Land im
Bemühen um eine faire Wahl ihre Unterstützung zu. Es hat einen
Aufruhr gegeben, nachdem Lindiwe Zulu, ein Mitglied von Zumas
Mediationsteam, sich unzufrieden zum Stand der Wahlvorbereitungen
geäußert hatte. Mugabe war erbost und forderte öffentlich, dass
man sie zum Schweigen bringe. Zuma gab nach und sein Sprecher sagte,
aufgrund der lediglich unterstützenden Aufgabe des Mediationsteams
dürfe kein Miglied Kommentare abgeben. Dies war eine Ohrfeige für
Zulu, die von Mugabe für ihre Meinungsäußerung direkt und öffentlich
attackiert worden war. Vor drei Jahren hatte Zuma Zulu noch
ausdrücklich autorisiert, mit den Medien zu sprechen.(25)
Fünf weitere Parteien stellen sich hinter Morgan Tsvangirais
Präsidentschaftsbewerbung: Democratic Party, Voice of the People,
eine Absplitterung von Zapu, die Zimbabwe Organized Open Political
Party und die United People's Party.(26)
Sowohl Zanu-PF als auch MDC-T sind beunruhigt wegen enttäuschter
Bewerber, die nun als Unabhängige kandidieren.(27)
Medien
Zanu-PF bat Südafrika, einen Fernsehsender zu schließen, den eine
zimbabwische Gruppe aufgebaut hat und der seit dem 19. Juli ausstrahlt
- die erste Herausforderung des Staatsfernsehens seit 30 Jahren.(28)
Staatliche Medien versuchen, nichtstaatliche Konkurrenz gegen die
Wand zu spielen, je näher der Wahltag rückt.(29) Die Angestellten
von Zimpapers müssen Insignien der Zanu-PF tragen.(30)
Transparency International Zimbabwe (TI-Z) veröffentlichte eine
Studie, die die Korruption von Zanu-PF-Funktionären aufdeckt, die
den Bergbau für politische Zwecke und zur persönlichen Bereicherung
benutzten, wobei sich unter den korruptesten nicht nur hochrangige
Polizei- und Armeeoffiziere befänden, sondern auch Bürokraten und
einflussreiche Geschäftsleute.(31)
Die Farm des Zentralbankgouverneurs Gideon Gono wurde am 19. Juli
von einem mysteriösen Feuer zerstört. Vor vier Wochen hatte der
anonyme Facebook-Kolumnist Baba Jukwa behauptet, Gono befände sich
auf Zanu-PF's Abschussliste.(32)
Mugabe wird wahrscheinlich der Aufforderung Tsvangirais zu einem
Fernsehduell nicht nachkommen. Seine Reden sind gespickt mit
Bezugnahmen auf eine dysfunktionale Koalitionsregierung, als ob
diese für das Leid des Landes verantwortlich sei und nicht seine
eigene Politik.(33) Tsvangirai sagte, er sei weiterhin offen für
ein Bündnis mit Welshman Ncube.(34)
Was die Wahlprognose betrifft, so sind unterschiedliche Meinungen
unvermeidlich, wobei einige den Niedergang von Zanu-PF prophezeien,
da insbesondere die Armen einen Wechsel sehen wollten, während
andere glauben, es werde zu einer Stichwahl zwischen den beiden
aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten kommen.(35)
(Übersetzung: Sabine Fiedler-Conradi)
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Letzte Änderung: Sunday, 28-Jul-2013 18:21:12 CEST
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