Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (13)
Kolumne13
Die EU hat die Sanktionen gegen sechs Minister, 26 weitere Personen
sowie gegen ein Unternehmen aufgehoben. Die Sanktionen gegen die
Zimbabwe Mining Development Corporation (ZMDC), die den Diamantenabbau
in Marange leitet, werden nach den Wahlen aufgehoben, falls diese
als "friedlich, transparent, glaubhaft und fair" einzuschätzen
sind.(1) Zanu-PF bezeichnete die Zugeständnisse als "ungeheuerlich
und absurd".(2) Als im Jahre 2008 Chiawadza von 30.000 Diamantensuchern
"gesäubert" und an die Armee übergeben wurde, wurden rund 200
Menschen ermordet. Die Rohdiamanten wurden von der Zentralbank zu
Armeeoffizieren umgeleitet. Die britische Parlamentsabgeordnete
Kate Hoey sagte, die Unternehmen in Marange seien "verdächtig,
Millionen von Dollars in die Taschen korrupter und gewalttätiger
Machenschaften gelenkt zu haben, die mit Zanu-PF in Verbindung
stehen." Old Mutual, ein UK FTSE-Unternehmen, ist an einer dieser
Firmen beteiligt.(3) Die neuerliche Forderung von "Kriegsveteranen"
nach Auszahlungen in Höhe von einer Milliarde US$, zusammen mit
Abbaurechten in Marange ähnlich jenen der Armee, scheint den Eindruck
zu bestätigen, dass Präsident Mugabe die Diamantenfelder kontrolliert.
(4) Kritiker sehen in der Lockerung der Sanktionen ein Interesse
der EU an den Diamanten, unter Absehung von der Lage der Menschenrechte.
Außerdem werde der Profit aus der Diamantengewinnung weiterhin zum
Militär fließen, das so die Oberhand über Mugabes Partei gewönne.
(5)
Als der Präsident am 21. Februar seinen 89. Geburtstag beging,
bezeichnete er sich als "von Gott ernannt". Er bestätigte den Termin
für das Referendum am 16. März (6), als er das Masvingo Community
Share Ownership Scheme einweihte, und zeigte sich davon überzeugt,
er werde aus den Wahlen 2013 als Sieger hervorgehen.(7) Eine Umfrage
vom November, durchgeführt vom Mass Public Opinion Institute (MPOI)
in Harare, gibt Zanu-PF einen leichten Vorteil gegenüber MDC.(8)
Bei einem Treffen mit Chiefs aus Masvingo schlug Mugabe vor, die
neue Verfassung zu ändern, wenn seine Partei die Wahlen gewinnt.
(9)
Das Zimbabwe Election Support Network (ZESN) ist wegen der Termine
für Referendum und Wahlen beunruhigt, und die National Constitutional
Assembly (NCA) versucht, vor Gericht eine Verschiebung des Referendums
zu erwirken.(10) Ohnehin würde eine Verzögerung eintreten, falls
die Mittel nicht ausreichen, trotz der Versprechungen von Seiten
der UN. Es gibt Anstrengungen, sich das Geld von zimbabwischen
Firmen zu leihen.(11)
Mugabes Absicht, Rita Makarau, Richterin am Supreme Court, zur
Nachfolgerin von Simpson Mutambanengwe, des zurückgetretenen
geschäftsführenden Vorsitzenden der Zimbabwe Electoral Commission
(ZEC), zu bestimmen, scheiterte am Widerstand des MDC-Vorsitzenden
Morgan Tsvangirai.(12)
Berichten zufolge hat Justizminister Patrick Chinamano Mutambanengwe
den plötzlichen Rücktritt aufgenötigt, da einige Zanu-PF-Hardliner
dessen unverblümte Art fürchten. Die Parteiloyalität der
stellvertretenden Leiterin von ZEC, Joyce Kazembe, steht außer
Frage. Bei ZEC arbeitet noch immer das Personal, das die Wahlergebnisse
2008 für fünf Wochen verschwiegen hat und damit der Manipulation
Tür und Tor öffnete.(13) Ein Sprecher der ZEC räumte ein, dass dort
frühere Militärs und Geheimdienstleute arbeiten.(14)
Die Überlegung, den Anwalt Jacob Mudenda zum Leiter der Human Rights
Commission zu ernennen, als Nachfolger des im vergangenen Monat
zurückgetretenen Red Austin, unterliegt noch Verhandlungen.(15)
Die vorgesehene Ernennung stößt auf Widerstand, da Mudenda während
der Massaker der Fünften Brigade Gouverneur von Matabeleland war.
(16)
In Mbare bemüht sich die Chipangano-Gang um Stimmen für ihren
Anführer Jim Kunaka für seine Kandidatur als Zanu-PF-Vertreter.
Die Gruppe, die sich die Kontrolle über die lukrativen Marktstände
und weitere Infrastruktur gesichert hat, verteilt nun Stände.(17)
Die Manipulation könnte in diesem Wahljahr bereits bei der chaotischen
Wählerregistrierung begonnen haben. Aus der Zivilgesellschaft und
von Funktionären der MDC-T kommen Berichte, wonach ZEC-Vertreter
Wähler in Manicaland, Mashonaland Central und Matabeleland an der
Registrierung hinderten, wenn ihnen die politische Orientierung
von Antragstellenden nicht zusagte.(18) In Bulawayo wurde die
Registrierung im letzten Monat gestoppt. Ferner stellte sich heraus,
dass in Bulawayo und Harare Angehörige des Sicherheitsapparats und
deren Familien in Bussen zur obligatorischen Registrierung gefahren
wurden, während man Bürger an der Registrierung hinderte.(19)
Chiefs werden zu einer "Ja-Kampagne" für das Verfassungsreferendum
genötigt.(20)
Zanu-PF scheint statt offener Gewalt nun zu subtileren Methoden zu
greifen, vor allem Einschüchterung und Schikane, so berichtet der
Heal Zimbabwe Trust (HZT) in Mashonaland Central, Mashonaland East,
Masvingo and Manicaland.(21) Freie und faire Wahlen werden weiterhin
für zweifelhaft angesehen. So sagte der scheidende Verfassungsminister
Eric Matinenga, eine Verfassung sei keine Garantie für freie und
faire Wahlen, da es dem Land an einer verfassungsrechtlichen Kultur
mangelte.(22) Botswanas Ian Khama sagte, er habe nur Versuche
gesehen, sicherzustellen, dass Zanu-PF gewinnt.(23) In einem
Interview mit Business Day äußerte er die Ansicht, es bestünde die
Gefahr einer Wiederholung der Vorgänge von 2008.
Präsident Jacob Zuma, SADC-Verbindungsmann für Zimbabwe, sagte in
seiner Ansprache an die Nation, er sähe dem Abschluss der politischen
Dialoge in Zimbabwe und Madagaskar entgegen.(24)
US-Botschafter Bruce Wharton warf der Polizei selektive Überwachungen
vor, die zu einem "kontraproduktiven Kreislauf der Instabilität"
führen könnten.(25) So wurde eine Frau nicht verhaftet, die nackt
vor dem Gebäude der US-Botschaft gegen Sanktionen protestiert hatte.
Andererseits wurde eine Frau für vier Tage festgehalten, nachdem
sie in ähnlicher Weise gegen die Prügel gegen friedliche Demonstrantinnen
der WOZA protestiert hatte. Rund 190 Frauen wurden wegen Protesten
am Valentinstag vorübergehend festgehalten.(26)
Polizeisprecherin Charity Charamba behauptete, Razzien bei NRO
seien legal, da diese "subversive" Berichte verbreiteten, um Zanu-PF
zu diskreditieren.(27) Innerhalb von zwei Monaten erfuhren insgesamt
sieben zivile Gruppen Durchsuchungen, obwohl Politiker, zu friedlichem
Wahlkampf aufrufen, Mugabe selbst eigeschlossen. Laut dem Zimbabwean
(UK) vom 21. Februar traf sich Crisis in Zimbabwe, Dachorganisation
von ca. 350 NRO, mit Rugare Gumbo, zuständig für Information bei
Zanu-PF, mit der dringlichen Bitte, den Verfolgungen und der
Gewalttätigkeit durch Zanu-PF-Anhänger ein Ende zu setzen. Die
Wohnungen von früheren Abgeordneten von MDC-N und MDC-T wurden nach
"subversivem Material" durchsucht, das Büro von ZESN musste die
Prozedur bereits zweimal über sich ergehen lassen. Das Zimbabwe
Peace Project (ZPP) wurde der Spionage bezichtigt.(28) Zwei
Mitarbeiter der Grassroots-NRO Centre for Community Development in
Zimbabwe (CCDZ) verbrachten ein Wochenende im Gefängnis, nachdem
man sie in Chegutu, Mashonland West, verhaftet hatte. Ein Priester,
zur selben Zeit verhaftet, wurde früher entlassen.(29) Leo
Chamahwinya von ZimRights wurde nach zwei Monaten hinter Gittern
gegen US$1.000 Kaution freigelassen.(30) Obendrein wurden Radios
verboten, die sich nicht für den Empfang staatseigener Kanäle
eignen, um den Empfang ausländischer Radiosendungen einzudämmen.
Die stellvertretenden Innenminister erklärten die Konfiszierungen
für illegal und informierten den Polizeipräsidenten entsprechend.
(31) Ein Reporter der Daily News wollte Anzeige gegen einen früheren
Jugendleiter der Zanu-PF, Tawanda Mukodza, erstatten. Bei dem
Versuch wurde er festgenommen und für zwei Tage festgehalten mit
der Begründung, Mukodza habe ihn seinerseits wegen Beleidigung
angezeigt.(32) Solche Vorgänge zeigen die Aussichtslosigkeit des
Appells von Premierminister Morgan Tsvangirai, das Medienrecht zu
reformieren.(33)
Das Indigenisierungsprogramm wird von Skandalen verschlungen - wie
könnte es anders sein? - und Indigenisierungsminister Saviour
Kusukuwere wird sich Fragen stellen müssen: Die Daily News fand
heraus, dass sein Ministerium und das National Indigenisation and
Economic Empowerment Board (NIEEB) mündlich ausgewählten Firmen
lukrative Beratungsverträge zugesagt hat, ohne die vorgeschriebenen
Ausschreibungen vorzunehmen. Auch versäumte man die Konsultation
von Beteiligten des Prozesses, hierzu gehören das Bergbauministerium
und die Zentralbank. Auf diese Weise kann Brainworks Capital
(Brainworks), die eine ganze Handvoll solcher Zusagen hat, unter
der Leitung des früheren Bankers George Manyere Einkünfte in Höhe
von 45 Mio. US$ erwarten, allein aus dem Zimplats-Geschäft.(34)
Premierminister Tsvangirai und Finanzminister Tendai Biti fordern
eine Überprüfung der Abmachungen.(35) Der ganze Prozess wird als
korruptionsanfällig angesehen.(36)
Wegen der Indigenisierung im Bankwesen hatte Kasukuwere mit dem
Gouverneur der Zentralbank einen Zusammenstoß. Gonos alternatives
Indigenisierungskonzept, das sich an Vermögensbildung orientiert,
fand keine Billigung. Der frühere Informationsminister Jonathan
Moyo bezeichnete Gono wegen dessen Abwertung des Indigenisierungsprogramms
in gewohnt zynischer Manier als "Hausneger".(37) Wirtschaftsfachmann
Tony Hawkins bemerkte, die Umsetzung des Indigenisierungsprogramms
habe bislang nur die Verpfändung des Bruttosozialprodukts des Landes
durch die Regierung und ausgewählte mittellose Investoren beinhaltet.
(38)
Hawkins wies auch auf fünf Probleme hin, die angegangen werden
müssten, bevor sich die Wirtschaft erholen könne: der unhaltbare
Staatshaushalt, die negative Zahlungsbilanz, die Auslandsverschuldung,
das Ungleichgewicht zwischen Konsum und Rücklagen sowie
Infrastrukturdefizite.(39)
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- SW Radio Africa 15.2,Zimbabwe Mail 19.2
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- Zim Independent 15.2
Letzte Änderung: Thursday, 07-Mar-2013 11:14:25 CET
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