Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (10)
Kolumne 10
Die Landfrage geriet diese Woche durch
die Veröffentlichung eines Buches von drei Akademikern "Zimbabwe
Takes Back Its Land" sowie einen umstrittenen Artikel des renommierten
"Guardian"-Journalisten Jonathan Steele erneut in den Mittelpunkt. Die Akademiker behaupten,
Zimbabwes "Landreform" sei erfolgreich gewesen und die Produktion
habe den Stand der 90er Jahre erreicht. Das wird von anderen
abgestritten, die darauf hinweisen, dass die Produktion keineswegs
das frühere Niveau erreicht hat, nur Baumwolle- und Tabakproduktion
haben sich erholt, aber auch noch nicht den früheren Stand erreicht.
Das wird dadurch bewiesen, dass laut der UN 1.6 Millionen Zimbabwer zur Zeit
Hungerhilfe benötigen. Kritiker meinen, das Buch würde die
Unmenschlichkeit und Illegalität der Landenteignung vergessen.
Zuvor hätten 350 000 Menschen auf den Farmen gearbeitet, heute sind
es 60 000. Wichtig ist übrigens, dass der Verfassungsvorschlag eine
Klausel enthält, wodurch Landenteignung nicht auf Grund von
Diskriminierung angefochten werden kann.(1)
Auch Finanzminister Tendai Biti hatte im Lauf der Woche etwas zur
Landwirtschaft zu sagen gehabt: er meint, dieser Sektor kann sich
nur erholen, wenn die Kompensationsfrage auf realistischer Basis
geregelt ist, sodass Anleihen auf Grund von Landbesitz möglich
sind(2). Seine Bemerkung, dass nach Zahlung der Beamtengehälter
nur 217 US-$ in der Staatskasse übrig waren, was Furore verursachte,
beschrieb er später als "metaphorisch", er wollte lediglich sagen,
er hätte kein Geld, um die Wahlen zu finanzieren und die internationalen
Geberländer bittet, Zimbabwe zu unterstützen.(3)
Zimbabwes Wirtschaft ist in schwieriger Lage. Wie der Wirtschaftsexperte
und Finanzjournalist Tony Hawkins schrieb, ist das Land weiter mit
einer externen Schuld von 126 Mio. US-$ belastet, wovon über die Hälfte
überfällig ist. Er erklärt weiterhin, dass die Wertpapiere der
Bergwerkgesellschaften, die nun Zimbabwe laut der Indiginesierungspolitik
zugesprochen sind, bezahlt werden müssen. So soll Implats, das 87%
von Zimplats besitzt, Zimbabwe 971 Mio. US-$ zu 10% Zinsen leihen, damit
sie die Aktien bezahlen können. Die Anleihe soll aus Zimplats-
Dividenden zurückbezahlt werden - aber bislang hat diese Gesellschaft
noch keine Dividenden bezahlt. Die Legalisierung der Anleihe muss
vom Parlament abgesegnet werden, was Probleme in Bezug auf andere
Kredite verursachen würde.(4) Indiginesierungsminister Saviour
Kasukuwere behauptet, seine National Indigenisation & Economic
Empowerment Board besitzt nun 4 Milliarden US-$ Berkwerggesellschafts-
Aktien.
Seit 2009 verloren laut der Chamber of Commerce etwa 20 000 Personen ihre Jobs in der formellen Wirtschaft.
Ohne neuen Investitionen und billigen
Kredite werden weitere Jobverluste erwartet. Chinesische Importe
zerstörten die lokale Textilindustrie, viele Firmen mussten die
Produktion verkleinern oder aufgeben, wodurch vor allem Bulawayo
betroffen wurde.(5)
Der Parlamentsdebatte über den Verfassungsvorschlag soll im März
die Volksabstimmung folgen, danach die Wahlen. Premier Morgan
Tsvangirai, Führer der MDC-T hat erklärt, dass er einen
Wahltermin im Juli bevorzugt.(6) SADC wird Wahlbeobachter zu der Volksabstimmung
senden. (7) Südafrikas Präsident Jacob Zuma, der SADC-Vermittler
in Sachen Zimbabwe, beauftragte sein Verhandlungsteam, mit designierten
Vertretern der Parteien von Zimbabwe zu sprechen, damit die letzten
Reformen vor den Wahlen durchgeführt werden.(8)
Neue Strukturen, die laut dem Verfassungsvorschlag geschaffen
werden, sowie eine Erhöhung der Parlamentssitze auf 350 werden die
Kosten des öffentlichen Dienstes erhöhen, die - mit Ausnahme von
Lesotho - die höchsten in Afrika sind.(9)
Eine Klausel des Verfassungsvorschlag sollte den Wahlkampf erleichtern:
kein Mitglied der Sicherheitsorgane darf einer politischen Partei
angehören oder eine derartige Struktur fördern. Beschwerden gegen
Sicherheitsorganmitglieder sollen von einer unabhängigen Behörde
untersucht werden, die vom Parlament gegründet werden soll. Ein
Schritt in die richtige Richtung, wie Roy Bennett, MDC-T-Funktionär
im Exil, bemerkte.(10) Trotzdem besteht die Gefahr, dass
Gewalttätigkeiten wie im Jahr 2008 sich wiederholen könnten. Noch
immer drohen hohe Armeeoffiziere, Wahlen würden als ungültig
erklärt, sollten diese von einer anderen als der Mugabe-Partei
gewonnen werden.(11) Auch werden weiter Versammlungen verboten,
wie eine Gukurahundi-Gedenkveranstaltung in Bulawayo, weil diese
angeblich Disharmonie verursachen würde.(12) Verteidigungsminister
Emmerson Mnangagawa sagt, das Militär müsse der Durchführung der
Indiginesierungspolitik behilflich sein. Außerdem sei die Armee
eine der Strukturen, die von diesem Programm profitieren sollen.(13)
Dewa Mavhinga schrieb dazu im Guardian, dass sie im November das
Land besuchte und feststellte, dass die Bevölkerung mit Angst den
Wahlen entgegen sehe, da sie befürchten, ihnen stehen wie 2008
Gewalttätigkeiten, Folter und Tod bevor.(14) In Tenda, einem Dorf
in der Nähe von Chiadzwa, griffen betrunkene Soldaten Dorfbewohner
an, stahlen Mobiltelefone, zwangen sie, patriotische Lieder zu singen und
verletzten 15 Personen. In Kwekwe erzwang die Al-Shabab-Bande, die
Zanu-PF nahe steht, die Schließung einer Versammlung, die den
Verfassungsvorschlag besprechen wollte. (15)
Bhekimpilo Sibanda, ehemaliger Leiter der Journalismus-Abteilung
der südafrikanischen Universität Fort Hare, erklärte, Zimbabwische
Journalisten seien am besten ausgebildet und am meisten eingeschüchtert.
Die Medienarbeit wurde durch die bestehenden Gesetze,
Public Order and Security (Posa) und Access to Information Protection
of Private Act (Aippa) erschwert . (16)
Präsident Robert Mugabe nahm an einen African-Union(AU)-Frieden-
und Sicherheitstreffen teil und wurde zum Ärger von 300 Zimbabwe-
Zivilgesellschaftsstrukturen, die eine Bittschrift wegen
Menschenrechtsverletzung eingereicht hatten, herzlich willkommen
geheißen.(17) Zimbabwe steht nicht mehr auf der Tagesordnung der AU
und ist eins der 21 afrikanischen Länder, die sich noch nicht dem
freiwillige Programm angeschlossen haben, das eine Überprüfung
ihrer Regierung durch eine unabhängige Struktur akzeptiert ("African
Peer Mechanism") (18)
Zanu-PF-Funktionäre sind beunruhigt durch Polizeiermittlung gegen
fünf Mitglieder, die Diamantenfirmen um eine Million Dollar für die
Partei gebeten und angeblich 750 000 US-$ veruntreut haben. Wie
Pedzisai Ruhanya vom Zimbabwe Democracy Institute kommentierte,
wenn untergeordnete Funktionäre derartige Summen erpressen können,
wie sieht es dann bei höheren wie Ministern aus? Die Partei ordnete
nun an, dass nur autorisierte Mitglieder Geld für Mugabes Geburtstag
sammeln dürfen. Bislang schwärmten jährlich Zanu-PF-Jugendliche
aus, um Spenden für Mugabes Party zu sammeln.(19) Die Diamantenproduktion,
2012 laut dem "Herald" 8 Millionen Karat mit einem Exportwert von
685 Millionen US-$, soll sich 2013 mit 16.9m Karat verdoppeln.(20)
Zimbabwe trauert um Professor John Makumbe, der plötzlich verstorben
ist. Professor Makunde war ein mutiger und beliebter Führer mit
Zivilcourage, der fehlen wird.(21)
- SWRadio Africa 28.1, 29.1,30.1
- New Zimbabwe 31.1
- SWRadio Africa 31.1
- Financial Mail, South Africa 30.1
- VOA Zimbabwe 29.1
- SWRadio Africa 30.
- SWRadio Africa 31.1
- VOA Zimbabwe 30.1
- Financial Mail, South Africa 30.1
- SWRadio Africa 28.1
- Daily News 27.1
- Daily News 28.1
- Zimbabwe Mail 28.1
- Guardian,UK 29.1
- SWRadio Africa 31.1
- Daily News 27.1
- Herald 26.1
- Daily News 28.1
- Daily News 28.1
- Reuter 29.1
- SWRadio Africa 28.1
Letzte Änderung: Friday, 01-Feb-2013 21:44:54 CET
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