Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (6)
Die Abwesenheit des Präsidenten Robert Mugabe, der seinen
jährlichen Urlaub von mindestens drei Wochen in Asien nimmt, ist
wenig hilfreich, vor allem was eine Lösung der Verfassungsfrage
betrifft.(1)
Der Verfassungsprozess ist seit der 2. Verfassungskonferenz im
Oktober in eine Sackgasse geraten. Zanu-PF forderte 30 Änderungen
des vorliegenden, vom Parlamentsausschuss ausgearbeiteten Vorschlags,
die u.a. Streitpunkte betreffen wie die Macht des Präsidenten,
Devolution, doppelte Staatsbürgerschaft, Reform der Sicherheitsorgane
und Gerichtswesen. Ein Komitee, das von den Chefs der Koalitionsregierung
beauftragt wurde, die Probleme zu lösen, arbeitet daran. Mugabes
Abwesenheit wird Reformen verzögern. Bei seinem jährlichen
Konferenz im Dezember hatte Zanu-PF erklärt, dass erstens März als Wahltermin
fest stehe und zweitens, dass der Präsident Wahlen laut der
bestehenden Verfassung ausrufen kann. Sollte er diese Vorgehensweise
wählen, wäre das ein Übergehen der regionalen Organisation SADC,
die erklärte, dass vor neuen Wahlen eine neue Verfassung und Reformen
eingeführt werden sollen.(2)
Jedenfalls ist es kaum denkbar, dass Mugabes Absicht, die
Wahlen im März abzuhalten, wirklich durchfürbar ist, auch wenn vor
allem das Tourismusministerium dieses Datum befürwortet, da im
August in Victoria Falls eine Tourismus-Weltkonferenz stattfinden
soll, mit Zimbabwe und Zambia als Gastgeber.(3) Dazu sagte Lindiwe
Zulu, Mitglied des Verhandlungsteams
des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma, der für SADC als
Mediator in der Zimbabwe Krise agiert, in einem Interview mit Newsday,
dass sie hofft, die Zimbabwischen
Führer werden 2013 laut dem Globalen Politischen Abkommen (GPA)
Wahlen abhalten, um zur Normalität überzugehen.(4) Das hört sich
an, als ob Zuma weiter auf Reformen vor den Wahlen besteht.
Zanu-PF wird im Februar interne Wahlen abhalten, um Wahl-Kandidaten
aufzustellen.(5) MDC-T wird nach Überprüfung der Führerschaft
seine Kandidaten aufstellen.
Die Daily News am Sonntag stellte die Arbeit der Zimbabwe
Electoral Commission (ZEC) in Frage. Angeblich ist ZEC mit 1 Mio. US$
stark verschuldet. Finanzminister Tendai Biti hat nur 50 Mio. US$ für
Wahlen und Volksabstimmung veranschlagt, aber die Kosten werden
mit etwa 300 Mio. US$ erheblich höher sein. Ironisch, dass Zanu-PF
behauptet, UNDP würde eine "regime change"-Agenda verfolgen, obwohl
es diese Struktur ist, die bislang den Verfassungsprozess finanzierte
und nun um weitere Hilfe angefleht wird.(6)
Die Wählerregistrierung begann am 3. Januar - aber nur schleppend.
Kritiker behaupten, die ZEC-Vorbereitung wurde schlecht durchgeführt,
dazu ist es mühselig, die Dokumente zu beschaffen, die in städtischen
Gebieten benötigt werden. In ländlichen Gebieten wird ein Brief des
Dorfältesten benötigt.(7)
Einschüchterungsmanöver gehen weiter. Kriegsveteranenführer Jabulani
Sibanda hielt ein Treffen mit 400 Chiefs u.a. im Makonibezirk in
Manicaland ab, in Anwesenheit von Minister Didymus Mutasa (Zanu-PF)
und Polizei, in dem er anwies, MDC Mitglieder müssten von Chiefs
registriert werden und dürften keine landwirtschaftliche "inputs"
von der Regierung erhalten.(8)
Ende Dezember regte David Coltart, MDC-N-Erziehungsminister, eine
Debatte über einen Wahlpakt mit der von Morgan
Tsvangirai geführten MDC-T an, um Mugabe zu schlagen.
Bislang stellte sich MDC-Ns Führer Professor Welshman Ncube dazu
skeptisch. Kleinere Parteien wie
Dr. Simbarashe Makonis Mavambo Kusile Dawn (MKD), die neue United
Movement for Democracy Party (UMDP) des in Südafrika lebenden
Geschäftsmann Mutumwa Mawere und MDC99, geführt von Job Sikhala,
kämen eventuell für einen Pakt in Frage. Makoni hatte sich 2008
in den Wahlkampf gestürzt und 8.3% der Stimmen erzielt. Kurzfristige
Kooperation einiger der Parteien waren bereits erfolgreich, wie
ein gemeinsames Vorgehen der MDC-Fraktionen im Fall der
Parlamentspräsidentschaft oder ihrem gemeinsamen Einverständnis
während der Verfassungskonferenz im Oktober.(9)
Dr. Makonis pessimistischer Überblick auf 2012 erklärte
u.a., die Koalitionsregierung habe nur zögernd zugegeben, dass
Hungerhilfe benötigt wurde. die Führer hätten auch gesagt,
Korruptionsbekämpfung sei nötig, aber nichts dergleichen getan.
Arbeitslosigkeit
hatte dazu geführt, dass der informelle Sektor das ganze Land zu
einem Markt gemacht hatte, überall würde etwas zum kaufen angeboten.
Der Erziehung- und Gesundheitsektor seien Schatten ihres
früheren selbst, Lokalverwaltungen schaffen es nicht, die Bevölkerung
mit sauberem Wasser zu versorgen.(10)
Leiter der 2009 gebildeten Zimbabwe-Menschenrechtskommission,
Prof. Reg Austin, erklärte seinen Rücktritt. Es gäbe zu viele
gesetzliche Hindernisse in dem Menschenrechtsgesetz sowie in der
Verfassung. Der Verband Zimbabwe Lawyers for Human Rights (ZLHR),
die den Rücktritt als schweren Schlag ansehen, kommentierte, dass
der Menschenrechtsverletzungen betreffende gesetzliche Rahmen
unzulänglich sei. Die Kommission besitze weder die Macht, unabhängige
Ermittlungen durchzuführen, noch
in Fällen von Menschenrechtsverletzungen in Verbindung mit Wahlen
starke Maßnahmen zu ergreifen.
Nach Austins Rücktritt erklärte ZLHR, die Regierung müsse die
Unzulänglichkeit der Kommission überprüfen und revidieren. (11)
Das Gesundheitsministerium riet, arbeitslose Krankenschwestern
zu exportieren, nach dem Vorbild Kubas, das Ärzte exportiert und
davon profitiert. (12) Unzufriedene Lehrer, die sich für unterbezahlt
halten, vertagten einen angedrohten Streik.
Das Landreformgesetz ist vorläufig außer Kraft gesetzt, soweit
Farmen dank eines bilateralen Abkommens geschützt sind, erklärte
der verantwortliche Landreformminister Herbert Murerwa. Zimbabwe
hat mehrere bilaterale Abkommen mit anderen Regierungen unterschrieben.
40 holländische Farmer hatten Zimbabwe deshalb beim International
Court for Settlement of Investment Disputes (ICSDI) verklagt und
erhielten 25 Mio. US$ plus Zinsen Entschädigung zugesprochen - eine
Verpflichtung, der die Regierung noch nicht nachgekommen ist. Von
153 Farmen, die unter dem Schutz bilateraler Abkommen standen, wurden
116 zwangsenteignet.(13)
Zwei Farmer, Luke Tembani und Ben Freeth, die seit 11 Jahren
um Entschädigung für ihre enteigneten Farmen kämpfen, wandten sich
im Dezember an die African Commission on Human Rights der
African Union (AU). Der Fall dieser Farmer gehörte zu der
Gruppe, die vom SADC-Tribunal das Recht auf Kompensation zugesprochen
wurde, worauf die Struktur 2010 suspendiert wurde.(14)
Der südafrikanische TV-Moderator Dali Tambo, Sohn des ANC Führers
Oliver Tambo, hat Zugang zu Mugabe, den er als afrikanische Ikone
bezeichnete, seiner Familie und Wohnungen erhalten.(15)
- New Zimbabwe 28.12.12
- VOA Zimbabwe 27.12 New Zimbabwe 28.12 Zimbabwe Mail 29.12
- Herald 31.12
- Newsday 31.12
- Nehanda Radio 28.12.
- SW Radio 3.1.13
- Daily News 30.12
- SW Radio 3.1.13
- New Zimbabwe 27.12 Zimbabwe Mail 29.12
- New Zimbabwe 27.12
- SAPA-AFP 29.12 New Zimbabwe 1.1.13
- Herald 31.12
- New Zimbabwe 31.12 Deutsche Welle 2.1.13
- http://www.bdlive.co.za 3.1.13
- Nehanda Radio 2.1.13
Letzte Änderung: Saturday, 05-Jan-2013 22:53:07 CET
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