Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (5)
Kolumne Nr.5
Zimbabwes Präsident Robert Mugabe schaffte es, vor Weihnachten Chaos
zu verbreiten, indem er kurzfristig bekannt gab, Montag, der 24.12,
sei ein Feiertag. Es standen Menschenschlangen vor den Banken,
Läden mussten auf erhoffte späte Weihnachtsgeschäfte verzichten.(1)
Mugabe flog am 27.12 wieder nach Asien, was zu erneuter
Spekulation über seinen Gesundheitszustand führte. (2) Der Präsident
verbringt stets den ganzen Januar im Urlaub in Asien.
Die Anzahl der Verkehrsunfälle war über die Feiertage wieder hoch-
134 in elf Tagen. In Masvingo wurden neun Polizisten festgenommen,
die von Autofahrern Bestechungen angenommen hatten, was oft zu den
Todesfällen beitrug, da überladene Lastwagen weiterfahren durften.
Ein Wagen mit 63 Passagieren ist auf dem Weg nach Mutare verunglückte,
wobei 18 ums Leben kamen. (3)
Ein Überblick der Associated Press über das Jahr 2012
weist ein trauriges Bild auf, mit politischer Instabilität, hoher
Arbeitslosigkeit (geschätzt auf 80%) und einer Million Menschen in
von Dürre heimgesuchten Gebieten, die für ihre Nahrung auf
internationale Hilfe des World Food Programms angewiesen
sind.(4)
Shebeens -illegale Kneipen- haben in Harare zugenommen, da es
die einzige Möglichkeit einiger Familien ist, sich zu ernähren.(5)
Umweltfragen erschienen immer häufiger in Schlagzeilen, wie die
illegale Benutzung der nassen Gelände (wetlands), die für Harares
Wasserzufuhr wichtig sind.(6) Zimbabwes Handelsbudget für die
Zeitspanne von Januar bis November 2012 wies ein Defizit von 3,8
Milliarden US$ auf.(7)
Eine positive Meldung betraf das Diamantenzentrum in Mount Hampden,
an dem seit zwei Jahren gebaut wird. Es wird laut einer israelischen
Fachzeitschrift 2013 fertig gestellt werden und 40 000 neue
Arbeitsplätze schaffen. Räumlichkeiten für Ausbildungskurse für
Diamantenarbeiter sowie für Versicherungsgesellschaften sind
vorgesehen, abgesehen davon ein Zentrum für Diamantenhandel.
Theoretisch sollte das ein Grundstein für das Wohlergehen des Landes
sein, aber die Befürchtung ist groß, dass eine kleine gierige Gruppe
die Diamantenindustrie beherrschen wird.(8)
Finanzminister Tendai Biti wies mehrmals darauf hin, dass die
Staatskasse kein Geld für die Volksabstimmung und Wahlen hat und
bat um international Unterstützung, während Zanu-PF Sprecher
Rugare Gumbo behauptete, Biti wüsste, dass die Finanzierung zum
gegebenen Zeitpunkt verfügbar sein würde - woher, erklärte er
nicht.(9)
Ein angebliches Zanu-PF-Folterlager in Mashonaland Central, vom
dem im Oktober berichtet wurde, war Thema eines Treffens von JOMIC,
der von Zanu-PF und den MDC-Fraktionen gebildeten Struktur, in
Bindura. Das Gespräch verlief ergebnislos. Das Zimbabwe Electoral
Support Network (ZESN) erklärte, dass es derartige Lager gäbe.(10)
Zanu-PF-Zentralkomiteemitglied Joseph Chinotimba, der die gewalttätige
Landkampagne im Jahr 2000 angeführt hatte und nun gern
Parlamentsabgeordneter werden möchte, fordert eine gewaltlose
Wahlkampagne.(11) Hingegen berichtet dieselbe Zeitung, dass der
Kriegsveteranenführer Jabulani Sibanda in Manicaland
Dorfbewohner, die MDC unterstützen, gezwungen hat, ihre MDC-Materialien
abzugeben und sich zur Zanu-PF zu bekennen.(12)
Laut Radio VOP wurde in einer Pressekonferenz von Tobaiwa Mudede,
seit 27 Jahren Registrar-General der Zimbabwe Electoral Commission
(ZEC), die umstrittene Wahlliste angesprochen. Er behauptete, einige
Non-Goverment Organisations (NGOs) würden Wahlregistrationszertifikate
fälschen, um die Wahlliste zu diskreditieren - was der Radiokommentator
für lächerlich hielt. Mudede meinte, einige Verleumder wollten die
Wahlen verzögern, indem sie behaupten, es müsse eine neue Wahlliste
geben, sodass sie selbst eine Liste anfertigen könnten. Er glaubt,
NGOs würden eine Kampagne führen, um das Wahlsystem zu diskreditieren:
einige NGOs wollten angeblich der Bevölkerung helfen, aber letztendlich
würden sie politisch aktiv werden.
Im Juni letzten Jahres berichtete das South African Institute for
Race Relations, 42,000 hundertjährige Personen seien auf der
Wahlliste aufgeführt, darunter mehrere 120 Jahre alte. Material,
das bei Mudedes Pressekonferenz vorhanden war, verurteilte unabhängige
Medien, die Zimbabwes Wahlliste als chaotisch darstellten. Ein
freier Journalist, der eine unabhängige Übersicht der Wahlliste
unternommen hatte, sei "falsch informiert". ZESN hatte erklärte,
es seien 2,344 Personen als Wähler aufgelistet, die zwischen 1901
und 1909 geboren wurden, und neun Personen, die zwischen 1890 und
1900 geboren wurden. Der stellvertretende oberste ZEC-Wahlbeamte
gab vor kurzem bekannt, dass der 2007 verstorbene ehemalige
rhodesische Premier Ian Smith noch auf der Wahlliste stand. Mudede
erkärte, die Regierung tue ihr bestes, um die Wahlliste zu säubern.(13)
Das Zimbabwe Democratic Insitute (ZDI) hatte in einem Bericht die
Unparteilichkeit von ZEC in Frage gestellt. Die Mitglieder gehörten
zum größten Teil dem Militär oder dem Geheimdienst CIO an. ZDI hält
ZEC mit ihrer jetzigen Zusammensetzung für nicht in der Lage, freie und
faire Wahlen durchzuführen.(14)
- Daily News 23.12
- Zimbabwe Situation website 28.12
- New Zimbabwean 25.12, 26.12
- AP 25.12
- Standard 23.12
- Standard 23.12
- Zimbabwe Mail 24.12
- Herald 25.12
- Israeli Diamond 25.12
- Standard, 23.12
- "
- "
- VOP Radio 21.12, Daily News 21.12, New Zimbabwe 20.12
- Daily News 26.12
Letzte Änderung: Friday, 28-Dec-2012 13:13:08 CET
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