Ruth Weiss: Vor der Wahl in Zimbabwe (2)
Hallo Freunde! In Zimbabwe ist weiter einiges zu berichten, also hier ist
Kolumne Nr.2:
Der staatliche "Herald", der sich
beim Niebel-Besuch über dessen
Unhöflichkeit seinem Gastgeber gegenüber beschwerte, weil er Mugabe
keinen Besuch abstattete, hatte nicht Ähnliches über die
bissigen Worte des Präsidenten von Zimbabwe zu sagen, der den Westen die Schuld
für Paragrafen zuschrieb, die sich in dem Copac-Verfassungsvorschlag
eingeschlichen hätten.(1) Derartiges ist man von Mugabe gewohnt,
auch wenn sein Land westliche Unterstützung von US$900m pro Jahr
erhält.(2)
Mugabes Copac-Kritik sowie seine Erklärung, alle ausländischen
Unternehmen müssen zu 100% an Zimbabwer gehen(3), er hätte genug
von 51%, war der Auftakt der jährlichen Zanu-PF Konferenz, die
dieses Jahr in dem innerhalb 2½ Monaten von China erbauten US$6.5m
teuren Konferenzsaal in Gweru stattfand. Obwohl Mugabe einstimmig
als Präsidentenkandidat gewählt wurde, lag der Schatten einer
Nachfolgewahl über dem Ablauf. Eine mutige Frau sprach zum ersten
Mal in einer Zentralkomitee-Sitzung vor der Konferenz diese seit
langem schwelende Frage an, worauf diese von Mugabe sofort beendet
wurde.(4)
Kurz vor der Konferenz wurde die letzte Farm nationalisiert, die
zum Besitz des verstorbenen ehemaligen Premiers von Rhodesien Ian
Smith gehörte. Dazu lag dem Kongress ein Bericht vor, wonach 210
weiße Farmer sich weigern, ihre Farmen trotz Befehl zu verlassen.
Weitere 198 Farmen sind weiterhin nicht enteignet. Eine Gruppe
holländischer Farmer wurde vom International Court for Settlement
of Investment Disputes (ICSID) Wiedergutmachung zugesprochen,
erhielten aber bislang nichts, da der Staat kein Geld hat. Auch
die deutsche Familie von Petzold verklagte Zimbabwe beim ICSID auf
Wiedergutmachung.(5)
Ernst zu nehmen ist Mugabes Drohung bei der Konferenzeröffnung,
dass er ein Wahldatum ohne eine neue Verfassung erklären werde,
sollten die anderen Parteien den Prozess des Verfassungsvorschlages
weiter verzögern. Doch ist er es, der den Copac-Prozess behinderte,
indem er darauf bestand, dass die Parteiführer das letzte Wort
hätten, was im Globalen Politischen Abkommen von 2008 nicht vorgesehen
wird. Ein demensprechendes Komitee wurde gegründete, dessen
Pressesprecher Morgan Tsvangirai ist(6). Anscheinend war das
Komitee eifrig am Werk, laut SA Radio Africa sollten sie 75%
Prozent des Vorschlags bis zum 11.12 bearbeitet haben. Angeblich
war auch Tsvangirai mit einigen Copac-Vorschlägen unzufrieden, wie
die betreffend den "running mate" des Präsidentschafts-Kandidaten.(7)
Nur SADC wird Mugabe abhalten können, eine Wahl ohne diese Reformen
abzuhalten. Auf dem SADC Gipfel in Tanzania im Dezember erklärten die
Führer, Zimbabwe müsse politische Reformen sowie die des Wahlprozesses
vor den nächsten Wahlen durchführen und den Verfassungsprozess
abschließen.(8) Die letzten Nachrichten am 13. d.M. waren wenig
vielversprechend: an diesem Tag sollte das Komitee mit der Arbeit
fertig sein, aber noch immer hapert es an einem Einverständnis:
MDC weigert sich von der gemeinsam unterschriebenen Version
abzuweichen, sodass sie anscheinend in einer Sackgasse stecken in
Sachen wie Devolution und die Kommissionen betreffend Land und
Wahrheit und Versöhnung.(9)
Der von Mugabe vorgeschlagener Märztermin ist wegen der ausstehenden
Volksabstimmung und Reformen unrealistisch sowie wegen der fehlenden
Finanzierung, wie Finanzminister Tendai Biti mehrmals erklärte.
In einem Kommentar schrieb der Independent im Auftakt zur Zanu-PF-
Konferenz, dass Beweise von Zanu-PFs Ineffizienz, Korruption und
brutaler Unterdrückung überall zu sehen seien: eine ums Leben
kämpfende Wirtschaft, ein ruinierter Agrarsektor, unzulängliche
soziale Dienstleistungen .(10) Trotzdem hat Zanu-PF gute Chancen
bei kommenden Wahlen, dank der durch Diamantengewinne gefülltem
Geldbeutel, der für Stimmenkauf benutzt wird und natürlich der
Unterstützung der Sicherheitskräfte. So verhaftete die Polizei 29
Mitglieder eines Workshops des Zimbabwe Electoral Support Network,
27 wurden entlassen, zwei OrganisatorInnen wurden wegen Abhaltung
eines illegalen Treffens laut POSA (öffentlich Ordnung und Sicherheit)
angeklagt.(11)
Mugabe, aggressiv wie erwartet, erklärte in seiner Rede bei der
Zanu-PF Parteikonferenz, die Partei würde sich wie ein verwundetes
Tier den Sieg erkämpfen. Ebenfalls wie erwartet, hofft die Partei,
dass sie dank der Indigenisierungs-Strategie die Wahl gewinnen
werden. (12) Abgesehen von der alten Rhetorik sprach Mugabe zum
ersten Mal die galoppierende Korruption an. Das Land hat unter
seiner Führung bei dem Transparency International Corruption
Perception Index, Platz 163 von 176 eingenommen, vielleicht hat
ihn das veranlasst, das heikle Thema anzusprechen.(13)
Eine der Resolutionen der Konferenz plädiert für das stärkere
Abblocken ausländischer Radios wie SW Africa, VOP, Studio Seven.(14)
Weiter wie erwartet, waren die Sicherheitschefs bei der
Konferenz anwesend, obwohl sie theoretisch neutral sein sollen.
Auch der Präsident des Rates der Chiefs, Fortune Charumbira zeigte
sich keineswegs als neutral, indem er erklärte, Zanu-PF und Chiefs
seien unzertrennlich.
Zynisch ist die Erklärung des Zanu-PF Kongress, dass Gewalt von
Seiten des MDC während des Wahlkampfes zu erwarten sei und deswegen
einen Fond gründeten, um Opfer derartiger Gewalt zu unterstützen.(15)
Dabei wurde offensichtlich übersehen, dass geheime Videos,
die die Einschüchterung der Bevölkerung durch die Zanu-PF zeigen, am 7.12 von
Think Africa Press veröffentlicht wurden. Auch vor einer Freiheit
der Künste scheint die Polizei vor allem wenig Respekt zu haben:
das Theaterstück "The Coup", das in Bulawayo ohne Zwischenfälle
aufgeführt wurde, wurde in Gweru und Bindura verboten, laut einer
Erklärung der Rooftop Promotion am 11.12.
Hat auch MDC-T Führungsprobleme? Premier Morgan Tsvangirai, nach
dem Stil von 'was geb ich auf mein Geschwätz von gestern',
nahm seine Aussage vom 30.11 zurück, dass er nach einer Wahlniederlage
zurücktreten würde und erklärte es sein ein Witz gewesen - der
von Journalisten als ernst aufgefasst wurde.(16) Gleichzeitig
berichtete der Standard, Tsvangirai hätte von einem geplanten
Putsch gewarnt, wonach führende Mitglieder ihn vor 2016 absetzen
wollen. Dieselbe Zeitung schrieb, dass er anscheinend nicht mehr
der unumstrittene Führer ist, der er einst war, auch wenn er den
Zement bedeutet, der die Partei zusammen hält. Einige Kritiker
meinen, er sollte darauf achten, nicht wie Mugabe zu lang an der
Führerrolle zu kleben, schließlich sei er schon 17 Jahre in dieser
Position. Die vorgeschlagenen Wahl der Wahlkandidaten, die dienende
Abgeordnete und Minister bevorteilt, ärgert Basismitglieder.
Trotzdem hofft Tsvangirai derartige Kritik zu ersticken und die
Partei mit geschlossenen Reihen in den Wahlkampf zu führen.(17)
Ein treuer Gefolgsmann Mugabes fiel 2012 in Ungnade. Der selbsternannte
Erzbisch Nolbert Kunonga, der von Zanu-PF in den 90er Jahren
beauftragt wurde, Anhänger der Anglikanischen Kirche der Partei
zuzuführen, hat seit fünf Jahren den rechtmäßigen anglikanischen
Bischof Chad Gandiya unter Druck gesetzt, hatte Besitztümer der
Kirche - die Kathedrale von Harare, andere Kirchen, Schulen, Kindergärten
u.ä. - beschlagnahmt, Gandiyas Anhänger drangsaliert und gezwungen,
Gottesdienste im Freien abzuhalten. Dabei hatte er die große
Unterstützung des Polizeikommissars Augustine Chihuri, dessen Männer
Anglikaner abhielten, in ihren Kirchen zu beten. Innerhalb dieser
Jahre verwüstete Kunonga die beanspruchten Besitztümer, zahlte
keine Gebühren für Dienstleistungen und entfremdete einige Gebäude,
die er für Geschäfte und Unterkunft benutzte. Doch nun hat der
Schreck ein Ende genommen. Das Oberste Gericht erklärte, Kunonga
und seine Gefolgschaft seien keine Mitglieder der "Church Province
of Central Africa" und müsse alle von ihm besetzte Gebäude evakuieren.
Nun sind Bischof Gandiya und seine Leute damit beschäftigt, die
bereits evakuierten Besitztümer zu säubern und festzustellen, wie
viel Schaden angerichtet und wie viel Schulden angehäuft wurden.(18)
Zimbabwe wird sich nun doch an SADCs Friedenstruppen beteiligen
und Soldaten in die Demokratische Republik Kongo entsenden, um die
Bedrohung Gomas durch die Rebellen M23 abzuwehren.(19) Zimbabwe
hatte zuerst abgelehnt, sich erneut in der DRK zu engagieren. In den
90er Jahre hatte Harares Unterstützung der Kabila-Regierung enorme
Kosten verursacht - nur einige Mitglieder der Elite profitierten
von dem Unternehmen - diesmal wird SADC, möglicherweise auch die
African UNION (AU) die Kosten tragen.
- The Independent 7.12.2012
- Guardian 8.5
- SAPA-AFP 6.12
- Independent 7.12
- Herald 7.12
- Daily News 5.12
- New Zimbabwe 6.12
- Zimbabwe Daily Mail 8.12
- SW Radio 13.12
- The Independent 7.12
- The Zimbabwean UK 8.12
- Reuters 8.12
- Standard 9.12
- The Zimbabwean UK 8.12
- Standard 9.12
- New Zimbabwe 6.12
- Nqobani Ndlovu, Standard 9.12
- Nehanda Radio 12.12
- Violet Gonda VOA Zimbabwe 11.12
Letzte Änderung: Monday, 17-Dec-2012 22:22:08 CET
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