Bringt die Cholera Mugabe zu Fall?
Es ist schon beachtlich, mal wieder
schafft es Simbabwe in die Top-
Nachrichten. Es gibt kaum eine
Nachrichtensendung oder eine Zeitung, die nicht die neuerliche Krise
Simbabwes, den Ausbruch der Cholera, aufgreift. Angesichts der deso-
laten Situation wird uns dabei leider
auch die relative Ohnmacht und Begrenztheit aufgezeigt, in der die Solidarität mit Simbabwe steckt.
Nach den ,,gestohlenen" März-Wahlen
um das Parlament und das noch immer
vakante Präsidentenamt gab es Hoffnung auf eine international beeinflusste neue
Machtverteilung im
Lande. Doch wir müssen einsehen, dass
das Abkommen zur
Machtteilung zwischen
der Zanu-Mugabe-Regierung und der MDC-
Opposition noch immer
nicht politisch tragfähig
ist. Oder - sagen wir es
klarer - noch immer findet Politik für die Men-
schen in Simbabwe
nicht statt.
Für uns als langjährige
Begleiter des simbabwischen Geschehens
ist es keineswegs verwunderlich, das nun
kommt, was kommen
muss. Die Krise schreitet voran!
Power-cuts bei Strom und Energie waren längst zur Gewohnheit geworden.
Trotzdem war es irgendwie möglich, in
einer Ökonomie zu überleben, die mehr
als 200 Millionen Prozent Inflationsrate
hat. Aber wie? Erste Wasserabstellungen in Harare selbst deuteten auf ein
weiteres Problem hin, dann folgte unausweichlich der Zusammenbruch
der Kanalisation in Harare. Das alles
bekamen wir in zahllosen Berichten unserer Gäste, unserer Partner, Freunde
und Verwandten in Simbabwe mit zunehmender Brisanz vermittelt.
Nun aber hat das ganze eine Dimension angenommen, die nicht nur
Simbabwe selbst betrifft, sondern Auswirkungen auf die ganze Region
nimmt.
Die Cholera-Epidemie greift mit verheerender Geschwindigkeit um
sich. 600-700 Tote
bis zur zweiten Dezemberwoche, ca.
15.000 Infizierte und
kein Ende in Sicht.
Die WHO geht von
einer weitaus höheren Zahl aus, zumal
mangels ausreichender Versorgung
drei weitere Krankenhäuser geschlossen werden
mussten. Befürchtet
wird ein immer
schnelleres Ausufern der Krankheit.
Auch die Grenzen
zum starken Nachbarn Südafrika können die Krankheit nicht aufhalten.
Kaum hat die simbabwische Regierung
endlich den Notstand eingestanden, erklärt auch die Regierung in
Südafrika die Nordprovinzen zum Notstandsgebiet. Noch mehr fürchten muss
man sich vor einer Ausweitung nach
Mosambik oder Sambia, deren Infrastruktur für eine solche
Herausforderung kaum ausreichen würde.
Hausgemachte Krise
Wassermangel ist eines der ursächlichen Gründe für das Desaster.
Verunreinigtes Wasser, kaum die Chance an
sauberes zu kommen, dass ist die
Keimzelle der Epidemie, die besonders
die Schwachen und Armen ereilt. Neben Aids ein fast natürlich scheinendes
Desaster und doch ist auch hier die
Krise selbstverursacht und gefördert.
Bei einer funktionierenden Verwaltung
und Regierung wäre das Ausmaß nicht
erreicht worden.
Parallel und ergänzend läuft die schon
lang prognostizierte Nahrungsmittelkrise. 3,5 bis 5 Millionen
Menschen warten auf lebenswichtige Versorgung. Eines der Ergebnisse:
die Flüchtlingszahlen nach Südafrika und Europa (ca. 3
Millionen) wachsen weiter. Schon gibt
es in Südafrika separate Flüchtlingslager für Cholerafälle. Die sanitäre Versorgung ist hier besonders schlecht. So
sind die Zufluchtsorte nichts anderes
als eine Brutstätte für eine weitere Ausbreitung der Seuche.
Das simbabwische Gesundheitswesen
ist zusammengebrochen, zahlreiche
Krankenhäuser sind wegen fehlender
Medikamente und ohne die unter dem
Existenzminimum arbeitenden Fachkräfte handlungsunfähig. Doch auch die
Politik erweist sich als handlungsunfähig die bisherige Regierung scheint
nicht zu wollen und die Opposition
nicht zu können. Absurd klingen die
Worte Mugabes, der zum wiederholten
Mal die internationale Gemeinschaft
verantwortlich macht. MDC-Chef
Tsvangirai verharrt in Ohnmacht und
setzt seine Betteltour bei möglichen
Geldgebern fort. Die versprochene Aufstockung der Hilfe vom auswärtigen
Amt in Deutschland um 250.000
Ende November war da weniger als
ein Almosen.
Eine konzertierte Aktion aller Hilfswerke und der internationalen Gemein-
schaft muss nun in Gang kommen.
Vielleicht hat so die Medienresonanz ja
etwas Gutes im Schlechten die Hoffnung stirbt zuletzt. Das Zimbabwe
Netzwerk kann selbst vorrangig nur politischen Einfluss nehmen,
gibt aber
gerne Tipps und Aktivitäten weiter, die
zur konkreten Hilfe beitragen können.
Christoph Beninde
Letzte Änderung: Wednesday, 31-Dec-2008 18:09:41 CET
|