Aus dem Zimabwe Netzwerk Rundbrief Nr. 51

Susanne Höller:

Rückblick auf die Mitgliederversammlung Anfang Dezember 2007

Das diesjährige Treffen war wieder gut besucht von Menschen, die ein Herz für Zimbabwe haben. Diese Verbundenheit erklärt sich zumeist aus einer früheren Berufstätigkeit vor Ort, aus familiären Bindungen, aus Projektpartnerschaften oder anderen langjährigen, regelmäßigen Kontakten. Zwischen all diesen "Experten" findet man sich jedoch - wie auch in meinem Fall - als Laie mit rein persönlichem, nicht-professionellem Interesse mühelos in die Gruppe ein und fühlt sich herzlich willkommen. Eine Gruppe von Schüler/innen in Begleitung ihres Lehrers konnte diesmal diese Erfahrung ebenfalls machen. Ihr wachsendes Interesse an den Zuständen und Entwicklungen im Lande wurde spürbar.

Alltag in der Krise

Einen lebensnahen Einstieg in das Thema bildeten die Beiträge von Heidi Hesse, Monika Bokermann, Hajo Zeeb, Wolfgang Herzog und Gisela Feurle zum derzeitigen Alltag in Zimbabwe. Eindrücklich schilderten sie ihre Erlebnisse und Begegnungen auf ihren Reisen durch Zimbabwe. Ähnlich wie im letzten Rundbrief beschrieben, wurde deutlich, dass das Land immer tiefer in einer politischen, wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Krise versinkt mit extrem negativen Auswirkungen auf die konkreten Lebensumstände der Menschen.

Stagnation im Chaos

Im Anschluss daran bekamen die Teilnehmenden durch den beeindruckenden Vortrag einer zimbabwischen Referentin, die Gelegenheit, noch näher in das Thema Kirche und Opposition einzusteigen. Sozusagen hautnah erspürbar machte sie die Situation anhand einer Kreisübung, die am Anfang des Vortrages stand. Diese ist bei mir nachhaltig haften geblieben, da sie theoretische Erkenntnisse und Analysen ganz konkret erlebbar machte. Deshalb möchte ich sie an dieser Stelle kurz schildern: Zunächst stellten sich einige in einem Kreis auf, während außen rum die Beobachtergruppe saß. Danach sollten sich die im Kreis Stehenden wortlos eine Position aussuchen, die sie statt ihrer bisherigen einnehmen wollten. Jetzt galt es - auf Anweisung der Referentin- die Augen zu schließen und dies Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wie sich herausstellte, war dies ein schwieriges Unterfangen und führte zu unterschiedlichen Strategien: den Einsatz der Ellenbogen, vorsichtiges über den Boden robben und sich durchwinden, die Anderen auf Abstand halten, schnelles Vorpreschen oder resigniertes Aufgeben. Kaum jemand erreichte sein Ziel in dem Gemenge. Für die Außenstehenden stellte sich dies als Chaos dar, aus dem man sich besser raushält. Überraschenderweise bildete dies im übertragenden Sinne sehr genau die Realität in Zimbabwe und die Reaktionen Europas darauf ab. Jede/r versucht, sich irgendwie durchzuwursteln und Nischen zu finden, aber eine positive Veränderung ist kaum möglich. Eine Art Stagnation im Chaos sozusagen. Wirkungsvoll war auch die Nachfrage seitens der Referentin, warum denn niemand die Augen geöffnet habe, obwohl die Anweisungen doch offensichtlich für die Erreichung des Zieles völlig unsinnig/unbrauchbar waren. Umso leichter verständlich wurde danach ihre These, wie wichtig politische Bildung für die Menschen in Zimbabwe sei, um ihre Situation zu verstehen und sich in irgendeiner Form organisieren und dagegen wehren zu können. In ihrer Schilderung der Geschichte und möglicher Mittel der Opposition machte sie jedoch auch deutlich, dass der Kampf ums tägliche Überleben, ebenso wie die Zersplitterung der Opposition und die Instrumentalisierung der Gewalt als politisches Mittel seitens der Regierung einen Wandel extrem erschweren. Sie sprach sich für eine eindeutige Positionierung der Kirchen an der Seite der Unterdrückten aus und betonte die Wichtigkeit der grassroots-worker. Nach der Pause gab es neben Diskussionen über Einflussmöglichkeiten von außen noch einen fundierten Vortrag zur Rolle der SADC und den möglichen Auswirkungen einer auch von Mbeki propagierten afrikanischen Renaissance, die Eigenlösungen bevorzugen will.

Netzwerk der Solidarität

Bei all der Schwere der Themen und der damit verbundenen Sorgen, wurde am Samstagabend ein wenig gefeiert und zwischendrin "das Netz der Solidarität" bestückt. Hierbei konnte jede/r Teilnehmende einen beliebigen Gegenstand in ein tatsächlich gespanntes Netz einfügen, um zu erläutern, was ihn mit dem Netzwerk verbindet. Hierbei wurde trotz allem deutlich, dass sich die Anwesenden auch in langen Zeiten der Krise weiter mit dem Land verbunden fühlen und nach Möglichkeiten der Solidarität suchen wollen. Dies war hiermit auch eine Würdigung der Arbeit des Netzwerkes anlässlich seines 25-jährigen Bestehens.
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