Ruth Weiss zur aktuellen Lage in Simbabwe (39)
(übersetzt von Sabine Fiedler-Conradi)
KOLUMNE 39
Wahl
Im Abschlussbericht der SADC heißt es, die Fairness der zimbabwischen
Wahlen stehe in Frage, da das Wählerverzeichnis für eine Überprüfung
zu spät herausgegeben worden sei.(1). Dennoch zieht der Bericht
den Schluss, die Wahlen seien "frei, friedlich und insgesamt
glaubwürdig" verlaufen, wenn er auch das Wörtchen "fair" unter den
Tisch fallen lässt. Bei der Präsentation bezog sich Tansanias
Außenminister Bernard Membe in Überschreitung des SADC-Mandats auf
ausländische Radiostationen als "Piratensender", die geschlossen
gehörten, während es ZBC obläge, den Proporz zwischen den Parteien
zu wahren.
Aus den Reihen der Zivilgesellschaft wurde der Bericht verurteilt.
Joy Mabenge, Regionalkoordinatorin der Crisis in Zimbabwe Coalition,
sagte, SADC habe damit einen sehr schlechten Präzedenzfall für den
Rest der Region geschaffen.(2) Auch MDC-T verurteilte den Bericht,
da er von wichtigen Fragen absehe, wie etwa der chaotischen
Wählerregistrierung, dem katastrophalen Verlauf der Sonderstimmabgabe,
gefälschten Wahlberechtigungsscheinen, dem strategischen Transport
von Wählergruppen oder der hohen Anzahl von Fällen assistierter
Stimmabgabe.(3)
Nachwahl
Die Abgeordneten haben ihre Arbeit bereits aufgenommen, das Kabinett
wird noch gebildet.(4)
Laut MDC-T hat die Gewalttätigkeit gegen ihre Anhängerschaft auch
Wochen nach der Wahl nicht nachgelassen, die Polizei weigere sich,
einzuschreiten.(5) Angesichts der großen Zahl von Menschen, die
sich vor den Rachefeldzügen nach der Wahl in Sicherheit bringen
wollen, platzt das Flüchtlingszentrum in Musina aus allen Nähten.
Zurzeit leben dort rund 8000 Menschen, von denen viele im Freien
übernachten müssen.(6) Es wird berichtet, der Geheimdienst CIO
überprüfe massenhaft Kommunikationen am Telefon, per Email und
Facebook.(7)
Die Gemeindeverwaltungen bewegen sich am Abgrund. Kurz vor der Wahl
hatte der zuständige Minister, Ignatius Chombo, die Gemeinden
angewiesen, alle Außenstände abzuschreiben, die seit Februar 2009
entstanden sind, also seit dem Währungswechsel zum Dollar. In der
Folge trocknen die Geldquellen buchstäblich aus, zumal sogar bislang
redliche Schuldner nun darauf bauen, ebenfalls in den Genuss eines
solchen Erlasses zu kommen. Viele Rathäuser sind bankrott - und im
Falle Harares nicht mehr in der Lage, die Gehälter städtischer
Angestellter zu zahlen.(8) Bulawayo, mit einem Einkommensrückgang
von monatlich 6,9 Mio. auf 2,4 Mio. US$, widersetzte sich der
Anweisung und schrieb nur die Schulden bis 2009 ab.(9) Der Chief
Executive von NMBZ Holdings, James Mushore, warnte vor einer
Verschärfung der Liqiditätskrise durch die Streichung von
Verbraucherschulden gegenüber lokalen Behörden und Versorgungsunternehmen.
Eine "Herkulesaufgabe bei der Suche nach Langzeitkapital zur
Wachstumsstimulation" erwarte die neue Regierung.(10)
Die Bereitstellung von Versorgungsleistungen ist miserabel; in
größeren Städten und ihren Gürteln herrscht Wasserknappheit. Sieben
Stadtteile Harares hatten für über eine Woche wenig oder gar kein
Wasser.(11)
Bei der Beerdigung des früheren Ministers Kumbirai Kangai krakeelte
der Präsident, kein Miglied von MDC werde jemals auf dem Heldenfriedhof
begraben werden, der für Zanu-PF reserviert sei. Zugleich hielt er
seine Antioppositions-Rhetorik im Zaum, als er sagte, die Regierung
sei für jeden da, unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Bei dieser
Rede sagte er auch, Herbert Chitepo, der 1975 durch eine Autobombe
umkam, sei von den Rhodesiern umgebracht worden. Die Tat wurde nie
aufgeklärt, aber viele glauben, Chitepo sei dem internen Machtkampf
der Zanu-PF zum Opfer gefallen.(12)
Das Verfahren gegen den MDC-Vize Morgan Komichi, das am 17. August
begonnen hat, wurde von Eddie Cross als Farce bezeichnet. Nach der
Sonderabstimmung waren ausgefüllte Wahlzettel in einem Abfallbehälter
gefunden worden. Diese wurden Komichi übergeben, damit er sie der
Wahlkommission als Beweis für das chaotische Procedere zu übergebe.
Komichi wurde verhaftet und festgehalten, vor Gericht erschien er
mit Fußfesseln und in Handschellen. Ein Kreuzverhör ergab, dass
ein Polizist namens Mugove Chiginya an der Sonderabstimmung nicht
teilnahm, während aber die Unterlagen zeigen, dass unter seinem
Namen gewählt wurde.(13).
Human Rights Watch schrieb einen offenen Brief an den Präsidenten,
worin die neue Regierung aufgefordert wird, "konkrete Schritte zu
unternehmen, um der Verpflichtung des Landes zur Einhaltung der
Menschenrechte nachzukommen".(14)
News Day suspendierte seinen Chefredakteur Constantine Chimakure,
nachdem Thabo Mbeki, der frühere südafrikanische Präsident, die
Zeitung einer verfälschten Wiedergabe seiner Aussagen zu Zimbabwes
Landreform beschuldigt hatte.(15)
Die Zanu-PF-Jugend setzt sich für eine Wiedereinführung der früheren
National Youth Service Trainingcamps ein, um die Parteikampagnen
zu verbessern.(16)
Wirtschaft
Der Präsident wirft A2-Farmern vor, sich veralteter Methoden zu
bedienen. Auch beschimpfte der jene neuen Bodenbesitzer, die ihr
Land an Weiße verpachteten - er sagte, Zimbabwer könnten nicht
mehr für Weiße arbeiten. Die Regierung hat ein 31 Mio US$ schweres
Angebot der EU für die Durchführung einer transparenten Evaluierung
der Landreform nicht angenommen.(17)
Das Bergbauunternehmen New Dawn hat die zu 85% in ihrem Besitz
befindliche Mine in Kadoma geschlossen. Zur Begründung hieß es,
wachsende Energie- und Personalkosten, ein hartes Steuersystem,
ein illegaler Streik sowie die Indigenisierungspolitik hätten zu
der Entscheidung beigetragen.(18)
Etwa hundert Unternehmen erhielten ein auf 14 Tage befristetes
Ultimatum, sich entweder dem Indigenisierungsprogramm anzuschließen
oder aber strenge Strafmaßnahmen in Kauf zu nehmen.(19) China Africa
Sunlight Energy kündigte die Errichtung eines 600 MW starken,
kohlebefeuerten Elektrizitätswerks im westlichen Zimbabwe an, mit
der 2014 begonnen werde. Dieses ist eines von mehreren Energieprojekten
des Unternehmens im Wert von zwei Milliarden US$.(20)
Beobachter äußern Zweifel an der Fähigkeit der Zanu-PF, ihre
Wahlversprechen bezüglich Ernährungssicherheit und der Schaffung
von 2,265 Mio neuen Jobs einzulösen. Die Partei hat angekündigt,
sie erwarte 7,3 Milliarden US$ aus der Indigenisierung von 1.138
Unternehmen sowie über 1,8 Milliarden aus der Öffnung halbstaatlicher
Ansprüche und Rechte.(21).
Für die nächste Vorerntesaison Anfang des kommenden Jahres wird
mit einem Bedarf an Nahrungsmittelhilfe für etwa zwei Mio. Bedürftige
in ländlichen Gebieten gerechnet. Dies wäre der höchste Bedarf seit
Anfang 2009. Zahlreiche Bauern haben ihren Mais nicht beim Grain
Marketing Board abgeliefert, weil sie letztes Jahr nicht bezahlt
wurden.(22)
- Times live 2.9
- SW RadioAfrica 2.9, 3.9, 4.9
- The Zimbabwean 3.9
- The Zimbabwean 5.9
- The Zimbabwean 1.9, SW Radio Africa 3.9
- The Zimbabwean 30.8
- Zim.Independent 30.8
- Daily News 30.8)
- Voice of America Zim 30.8
- Daily News 30.8
- SW Radio Africa 30.8
- Xinhua 2.9, Standard 2.9, Daily News 2.9
- Zim. Situation 31.8
- SW Radio Africa 4.9
- Daily News 30.8
- Newsday 3.9
- Daily News 31.8
- Mining.com 31.8
- SW Radio Africa 3.9
- Times Live 4.9
- Daily News 3.9
- World Food Programme 3.9, The Zimbabwean 5.9
Letzte Änderung: Saturday, 05-Oct-2013 21:55:43 CEST
[an error occurred while processing this directive]
|