Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (31)
Kolumne 31
Präsident Robert Mugabe hat nun bis zu den Wahlen am 31. Juli
uneingeschränkte Machtbefugnisse.(1) Die letzte Kabinettssitzung
hielt er am 2. Juli ab - vorgeblich, um den Ministern genügend Zeit
für die Wahlvorbereitungen zu lassen. Mugabe regiert also mit den
Staatssekretären.(2)
Hinsichtlich der Finanzierung des Wahlgangs identifiziert Finanzminister
Tendai Biti eine Lücke in Höhe von 85 Mio. US$. Daher stoppte er
zwischenzeitlich alle staatlichen Auszahlungen und bekräftigte
seinen Appell an Mugabe, Gelder aus dem Diamantengeschäft zur
Verfügung zu stellen.(3)
Wahlkampf
Nachdem keinerlei Reform durchgeführt wurde, werden die Rahmenbedingungen
der kommenden Wahlen als zugunsten der Zanu-PF ungleich verteilt
angesehen.(4) Der britische Guardian prophezeite einen Wahlsieg
für Mugabe, da MDC-Führer Tsvangirai kein klarer Favorit mehr sei
und wohl Kopf an Kopf mit Mugabe liegen werde, der noch dazu den
Sicherheitsapparat und die Staatsmedien auf seiner Seite habe. Die
Zeitung verspottete auch den späten Versuch der SADC, nach all den
nachsichtigen Jahren nun Mugabes Aggression in die Grenzen zu
weisen. Sie wies darauf hin, dass die SADC Mugabes Fälschungsstrategien
de facto grünes Licht gegeben habe, als sie 2011 - zusammen mit
der Afrikanischen Union und drei anderen afrikanischen Beobachtern
- die Wahlen der Demokratischen Republik Kongo für frei und fair
erklärte.(5)
Unter den fünfzig ausländischen Beobachtergruppen, die das Auswärtige
Amt auswählte, sind viele alte Freunde der Zanu-PF, die 2008 die
Wahlen guthießen. Dem US Carter Centre wurde die Akkreditierung
verwehrt. Beobachter werden ab 13. Juli erwartet, trotz der Maßgabe
der SADC, dass Beobachter schon drei Monate vor den Wahlen zugegen
sein sollten.(6)
Zanu-PF eröffnete ihren Wahlkampf am 5. Juli bei einer schlecht
besuchten Veranstaltung in Harare mit einem an Politik armen und
an Rhetorik reichen Programm.(7) Die bevorstehenden Wahlen bezeichnete
Mugabe als Überlebenskampf, sagte aber einen Wahlsieg um die 90%
voraus.(8) Er drohte mit Rückzug aus der SADC, sollte die Organisation
"dumme Sachen" machen. In Wahrheit war er es, der alle Empfehlungen
des SADC-Gipfels in Maputo ignorierte und damit ganz offen seine
Geringschätzung der Organisation zeigte.(9) Er nannte ein Mitglied
von Präsident Jacob Zumas Mediationsteam ein dummes Frauenzimmer,
als es sich für eine Verschiebung der Wahlen aussprach. Führer im
südlichen Afrika, insbesondere in Südafrika, reagierten gereizt
auf Mugabes Beleidigungen (10) Er startete seine Tour in
Zentralmashonaland, verhöhnte seine Gegner und forderte seine
Anhänger auf, zahlreich zur Wahl zu gehen. Er wird landesweit nur
auf zehn großen Veranstaltungen reden, während sein Rivale Morgan
Tsvangirai seit Eröffnung seines Wahlkampfs am 7. Juli in Marondera
schon zehn Veranstaltungen in einer einzigen Provinz bestritten
hat.(11)
Obwohl Zanu-PF pleite ist, versprach Mugabe den Kandidaten seiner
Partei Autos und Geld für ihren Wahlkampf. Die Quelle für solche
Zuwendungen nannte er nicht, aber Parteimitglieder sagten, man habe
die Unterstützung chinesischer Gönner.(12)
Die Partei hat ihre Strukturen seit 2008 militarisiert, als einige
Distriktkomitees von Militärs ersetzt wurden, um die Basis zu
organisieren. Unter den bei den Vorwahlen ausgewählten Kandidaten
befindet sich mehr als ein Dutzend Armeeangehörige.(13) In letzter
Zeit hat die Armee ihre unternehmerischen Aktivitäten um Bergbau,
Tourismus und Handel erweitert und damit Spekulationen über die
Finanzierung einer Parallelregierung genährt.(14)
Gespräche zwischen mehreren Parteien (15) führten zu zwei getrennten
Wahlbündnissen: Die MDC unter Führung von Morgan Tsvangirai schmiedete
eine Allianz mit der Mavambo Kusile Dawn (MKD) unter Simba Makoni
und mit Zanu Ndonga unter Reketai Sengwayo, während sich Welshman
Ncubes MDC mit Dumiso Dabengwas Zapu zusammentut.(16) Ein solideres
Bündnis aller Parteien scheiterte an Streitigkeiten über
Führungsstrukturen und die Sitzverteilung im Parlament.(17)
ZBC brachte die Kundgebung der Zanu-PF zur Eröffnung des Wahlkampfs
als Selbstverständlichkeit, während sie MDC-T für eine entsprechende
Sendung US$ 165.000 in Rechnung stellte. Um das Wahlmanifest von
Zanu-PF zu präsentieren, wurde das reguläre Programm für einen
ganzen Tag ausgesetzt, während es über das MDC-Manifest keine
Sendung gab und der Partei selbst ein Werbespot verweigert wurde
- mit der Begründung, dieser müsse zunächst durch die Wahlkommission
ZEC genehmigt werden.(18) Für ZBC gilt ein Neutralitätsgebot. (19)
Das Robert F. Kennedy Center for Justice and Human Rights (RFK
Center) hat einen Bericht über seine Erkenntnisse vom März 2013
veröffentlicht. Darin heißt es, "Routine-Schikane, Übergriffe sowie
willkürliche Strafverfolgung von Menschenrechtsaktivisten, Anwälten
und politischen Aktivisten in Zimbabwe bedrohen die Rechte aller
Bürger, frei an öffentlichen Angelegenheiten teilzuhaben." (20)
Es wurde von einer Reihe gewaltsamer Vorkommen berichtet, darunter
ein Angriff auf den stellvertretenden Bergbauminister Gift Chimanikire,
bei dem einiger seiner Parteikollegen verletzt wurden. In Kwekwe
wurden Poster von MDC-T verunstaltet, eine Bürgerwehr namens
Al-Shabab wird besonders verdächtigt. In Harare wurden MDC-T-Anhänger
beim Aufhängen von Plakaten von einer Gruppe namens Chipango
attackiert. In Bulawayo wurden MDC-T-Anhänger beschuldigt, Plakate
eines unabhängigen Kandidaten abgerissen zu haben.(21). Der Direktor
des Zimbabwe Human Rights NGO Forum wurde vor Gericht geladen, um
sich für die Leitung einer "nicht registrierten" Organisation zu
verantworten.(22)
Wahlmanipulation
Obwohl Generalregistrar Tobaiwa Mudede die Manipulation des
Wählerverzeichnisses bestritten hatte, fand die Research & Advocacy
Unit (RAU) in Harare "beunruhigende Diskrepanzen" zwischen dem
Wählerverzeichnis und dem Zensus, da es mehr Wähler gibt als
Einwohner gezählt wurden. RAU sprach von einer "groben Unterregistrierung"
von Menschen unter 30 Jahren, von denen nahezu zwei Millionen nicht
als Wahlberechtigte gelistet seien. Zugleich stellten sie bei den
Altersgruppen über 30 eine "Überregistrierung" fest, wobei Senioren
die unwahrscheinliche Registrierungsrate von 100 Prozent erreichen.(23)
Befürchtungen massiver Wahlmanipulation durch Zanu-PF wurden wieder
von mehreren Analysten geäußert, darunter vom mysteriösen Baba
Jukwa, dessen Blog weiter an Leserschaft gewinnt, mit seiner
regelmäßigen Aufdeckung von Zanu-PF-Geheimnissen: Mugabes Gesundheit,
Mordverdacht, Attentat, Korruption und Einschüchterungs- und
Manipulationsstrategien.(24)
Zu Besorgnis führte auch die Information der Zimbabwe Electoral
Commission (ZEC), dass 69.222 Polizisten, 15.954 ZEC-Leute, 2.000
Gefängnisangestellte und 140 Armeeangehörige die Sonderstimmabgabe
am 14./15. Juli in 209 Wahlbüros beantragt hätten, wo doch es doch
nur 38 .000 Polizisten gebe. Der Polizeipräsident ist ein erklärter
Unterstützer der Zanu-PF.(25). Die ZEC-Vorsitzende Rita Makarau
versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern, merkte aber an,
der ZEC fehle es an Kapazität, die Echtheit der Polizeistimmen zu
prüfen.(26) Ferner sagte sie, es seien Vorkehrungen gegen
Manipulationen an Wahlurnen für die Sonderstimmabgabe getroffen
worden.(27) Die unglaublich hohe Beteiligung an den Vorwahlen der
Zanu-PF deutete bereits darauf hin, dass die Zahlen von der Partei
inflationiert werden. Beim März-Referendum hatte ZEC statt der
erwarteten zwei Millionen die Beteiligung von drei Millionen Wählern
festgestellt. Dies wäre die höchste Wahlbeteiligung seit der
Unabhängigkeit und gilt als fragwürdig.(28)
MDC-T hat SADC über die Umstände der Registrierung informiert und
darauf hingewiesen, dass vielen absichtlich die Stimme verwehrt
werde.(29). Beschwerden über gezielte Verzögerungstaktiken durch
Registrierungsbeamte waren zahlreich, als die Wählerregistrierung
am 9. Juli zu Ende ging und viele Wahlwillige unverrichteter Dinge
wieder hatten gehen müssen. In manchen Büros konnten sich Hunderte
nicht registrieren, weil Beamte behaupteten, sie könnten nur 200
Registrierungen täglich vornehmen. Biti geht davon aus, dass allein
in Harare rund 300.000 Menschen nicht registriert wurden. Besonders
betroffen sind junge Leute, unter denen etwa zwei Millionen nicht
registriert sein dürften. Es wird vermutet, dass die Jüngeren eher
gegen Zanu-PF votierten.(30) Das schwerfällige Vorgehen steht im
Verdacht, dass es Menschen vom Wahlgang abhalten soll.(31) MDC-T
und das Zimbabwe Elections Support Network (ZESN) forderten eine
Fristverlängerung.(32)
Mudede hat Anzeigen geschaltet, in denen er eine elektronische
Ausgabe des Wählerverzeichnisses auf der Website MyZimvote als
illegal, inkorrekt, beschädigt und verfälscht angeprangert. Die
Website behauptete, das Verzeichnis legal von ZEC erhalten zu
haben.(33)
Wirtschaft
Die Regierung Zimbabwes hat drei Liegenschaften in Südafrika
diplomatischen Status verliehen, um die Konfiszierung zur Entschädigung
dreier Farmer zu verhindern, die nach einem Gerichtsurteil
bevorstand.(34)
Tourismusminister Walter Mzembi forderte die Privatwirtschaft auf,
sich an der Finanzierung der Welttourismuskonferenz der Vereinten
Nationen zu beteiligen, die im August stattfindet. Der Minister
war kürzlich in eine Affäre wegen zweifelhafter Studienabschlüsse
verwickelt.(35)
Zimbabwe informierte den Internationalen Währungsfond (IWF) von
seiner Absicht, mit der regulären Tilgung seiner internationalen
Schulden in Höhe von 10,7 Milliarden US$ zu beginnen.(36) Die EU
hat Zimbabwe mehr als 200 Millionen US$ für die Förderung von
Gesundheit, agrarisch basierter Wirtschaft, Regierungsführung und
institutionellem Aufbau in Aussicht gestellt.(37)
(Übersetzung: Sabine Fiedler-Conradi)
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Letzte Änderung: Wednesday, 17-Jul-2013 14:45:43 CEST
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