Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (19)
KOLUMNE 19
Wahlbeobachtung
So, da haben wir's: ZANU-PF, stur wie gewohnt, lehnte den Empfang
eines UN-Gutachterteams ab, dessen Besuch eine Voraussetzung für
die Finanzierung des Wahlgangs gewesen wäre. Hinter der Weigerung
steht Justizminister Patrick Chinamasa. Er sagte, sein Land habe
in der Vergangenheit und auch jüngst beim Referendum bewiesen, dass
es freie und faire Wahlen abhalte (wo, so fragt man sich, befand
er sich im Jahre 2008?) und so habe seine Partei keinen Grund, eine
Untersuchung seiner politischen, rechtlichen, sozialen oder
ökonomischen Strukturen zuzulassen.(1) George Charamba, Staatssekretär
im Informationsministerium, drohte, ausländische Journalisten würden
zu den Wahlen nicht akkreditiert. Dieser Ankündigung widersprach
der stellvertretende Informationsminister Murisi Zvizwai.(2)
Mtetwa
Die Verhaftung der Rechtsanwältin Beatrice Mtetwa, die eine Vielzahl
von Protesten internationaler Organisationen und prominenter
Persönlichkeiten ausgelöst hatte, hat Zimbabwe ins Rampenlicht
gestellt. In der Folge werden Forderungen nach Reformen vor dem
Wahlgang nachdrücklicher. Mtetwas Verfahren wird am 8. April
fortgesetzt.(3) Die prominente Anwältin sagte, es habe sich seit
2006 nichts geändert - wie ihre Inhaftierung zeige, übe eine Partei
noch immer die vollständige Kontrolle aus.(4)
Die Verschwörung gegen den respektablen Richter Charles Hungwe geht
weiter, sehr zur Besorgnis der Zimbabwe Lawyers for Human Rights
(ZLHR) und anderer. Hungwes Anordnung, Mtetwa unverzüglich
freizulassen, war von der Polizei ignoriert worden. Hungwe stellte
auch die Vollmacht aus, die die Zimbabwe Anti-Corruption Commission's
(ZACC) berechtigte, in Angelegenheiten dreier Minister zu ermitteln
- Aktivitäten, die später durch ein anderes Gericht unterbunden
wurden. Der Richter wurde am 4. April vom Dienst suspendiert,
nachdem er zwei Mal vor den Chef des Obersten Gerichtshofes zitiert
worden war. Seine Verfolgung wird als Zeichen für die Entschlossenheit
der ZANU-PF gewertet, die Justiz auf ihrer Linie zu halten. Präsident
Robert Mugabe hatte gesagt, ZACC vertrüge keine Einmischungen.(5)
Zivilgesellschaftliche Organisationen, die die Vorsitzenden der
GPA-Parteien um eine Unterredung gebeten hatten, haben sich inzwischen
mit allen außer Mugabe getroffen.(6).
Politische Unruhe
Polizeischikanen gingen weiter, zuletzt wurden in den Midlands
sechs Funktionäre von MDC-T verhaftet, da sie sich illegal getroffen
hätten. In Mashonaland West hefteten sich ZANU-PF-Jugendliche an
die Fersen eines MDC-Aktivisten und verprügelten ihn.(7) Es gibt
Befürchtungen, dass der Druck auf ZANU-PF-Gegner wachsen wird. Die
Chipangano-Gang hat ihre Einschüchterungsaktionen in Harares
Stadtteil Mbare verstärkt.(8)
Delegierte des Robert F. Kennedy Center for Justice and Human Rights
beklagten nach einem einwöchigen Besuch "mangelnde Umsetzung der
Vereinbarungen unter dem Global Political Agreement und zunehmend
systematische Einschüchterung, Drohung, Gewalt sowie willkürliche
Verhaftungen von Menschenrechtsaktivisten und führenden Persönlichkeiten
der Zivilgesellschaft." (9) Die Polizei vertritt die Auffassung,
die Medien bauschten gewöhnliche tätliche Angriffe oder
Kneipenschlägereien zu politischen Gewalttaten auf.(10)
Zwei Männer, die am 13. März nach einem fehlgeschlagenen Messer-Attentat
auf Finanzminister Tendai Biti bei einer MDC-Veranstaltung festgenommen
worden waren, müssen sich vor Gericht verantworten. Laut Zeugenaussagen
hätten die Männer im Dienste von ZANU-PF agiert. Die Partei vermeidet
allerdings alles, was sie in Zusammenhang mit den beiden bringen
könnte; es heißt, sie habe die Männer fallengelassen.(11)
Befürchtungen, die Wahlen würden manipuliert, erhielten neuen
Auftrieb, nachdem ein ungenannter Minister mit der Ankündigung
zitiert wurde, bei der Auswertung der Stimmzettel würden Soldaten
zugegen sein. Angeblich hat die Armee eine Kommandostelle eingerichtet,
die eng mit Verteidigungsminister Emmerson Mnangagwa zusammenarbeitet,
die Auszählung koordinieren soll und für den Fall bereit steht,
dass die Wahlergebnisse politische Unruhen auslösen.(12)
Zimbabwes Reaktion auf das Urteil der African Commission on Human
and People's Rights, wonach zimbabwische StaatsbürgerInnen, die im
Ausland leben, als Wahlberechtigte zuzulassen seien, steht noch
aus.(13)
Wahltermin
Premier Morgan Tsvangirai feiert bezüglich des Wahltermins einen
Triumph, nachdem Mugabe bei einem Gerichtsverfahren wegen verzögerter
Nachwahlen auf die Nennung eines Datums verzichtet hat. Der
Urteilsspruch ist für den 6. April vorgesehen.(14) Tsvangirais
Auffassung, dass ein Junitermin verfrüht wäre, wird von anderen
geteilt, auch von Welshman Ncube, dem Vorsitzenden der kleineren
MDC. Sie bestehen darauf, dass vor den Wahlen Reformen umgesetzt
werden, dies betrifft unter anderem das chaotische Wahlregister,
den parteiischen Sicherheitsapparat, antidemokratische Gesetze
sowie die politische Gewalt.(15) Tsvangirai Hoffnung auf faire
Wahlen blickt auf den südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma.(16)
Wegen Verfassungsänderungen durch Mitglieder von COPAC, die eine
Verschiebung des Wahltermins über den 29. Juni hinaus erlauben
würden, ist ein Streit ausgebrochen. Rechtswirksame Änderungen der
Verfassung müssen vom Parlament beschlossen und durch den Präsidenten
bestätigt werden.(17)
Innerparteiliche Fraktionierungen
Der Graben zwischen den ZANU-PF-Fraktionen - angeführt von
Vizepräsidentin Joice Mujuru auf der einen und von Verteidigungsminister
Emmerson Mnangagwa auf der anderen Seite - vertieft sich. Beobachter
meinen, dies könnte die Wahlchancen der Partei beeinflussen. Es
sind zwei Figuren aufgetaucht, "Amai Jukwa" und "Baba Jukwa", die
einige wichtige ZANU-PF-Funktionäre mit Schmutz bewerfen, Amai als
Kolumnistin im staatlichen Herald und Baba bei Wikileaks.(18) Eine
Sitzung des Politbüros zum Thema Vorwahlen wurde laut Parteisprecher
Rugare Gumbo zwecks "Feinabstimmung" verschoben. In den Medien
heißt es, der wahre Grund sei Gezerre unter verschiedenen Gruppen
der Partei.(19)
MDC, wo man sich über die Vorwahlkandidaturen ebenfalls uneinig
war, hat inzwischen 1000 Kandidaten ausgewählt.(20)
Freispruch
Zwei Männer, die des Mordes an einer Farmerin verdächtigt wurden,
sind freigesprochen worden. Die 72jährige wurde vor zwölf Jahren
erschossen, ein Jahr nach der Ermordung ihres Sohnes. Die Verdächtigen
waren von einem Farmarbeiter identifiziert worden, den sie am Tag
vor dem Mord gekidnappt hatten.
Die Angeklagten waren gegen Kaution auf freiem Fuß und das
Gerichtsverfahren war von 2001 bis jetzt in die Länge gezogen
worden. Der Vorsitzende der Commercial Farmers Union zeigte sich
über den Freispruch beunruhigt. Er befürchtet, die Gräueltaten
während der Phase der Landinvasion würden "unter den Teppich
gekehrt".(21)
Wirtschaft
In Johannesburg hat eine zimbabwische Investment-Konferenz
stattgefunden, die um südafrikanische Investoren wirbt.(22)
Zentralbankgouverneur Gideon Gono warnte, die Industrie könne sich
nicht erholen, solange die Importe aus Südafrika nicht reduziert
werden. Im vergangenen Jahr betrug der Wert der Importe aus Südafrika
3,2 Milliarden US$. Dem stehen Exporte nach Südafrika in Höhe von
2,7 Milliarden US$ gegenüber.(23)
Barclays Bank, eine der vier Banken, die bis Juni Indigenisierungskonzepte
vorlegen müssen, hat einen brauchbaren Plan vorgelegt, den die
Regierung noch akzeptieren muss. Dies würde einen Präzedenzfall
für Standard Charter, MBCA (Eigentümerin: Nedbank) und die Stanbic
Bank bedeuten.(24)
Die Ethanolfabrik in Chisumbanje, die im Februar letzten Jahres
geschlossen hatte, wird den Betrieb wieder aufnehmen. Der zimbabwische
Staat hält nun 51% der Anteile, während der umstrittene Mugabe-Freund
Billy Rautenbach über 49% verfügt.(25)
Das Indigenisierungsgesetz wird einer Prüfung unterzogen, wie der
Minister für Economic Planning and Investment Promotion, Dr. Tapiwa
Mashakada, sagte.(26)
Ugandische Gefangene
Eine ugandische Menschenrechtsgruppe behauptet, in südafrikanischen
und zimbabwischen Gefängnissen verkümmerten fast 6000 ugandische
StaatsbürgerInnen, 5000 davon in Zimbabwe. Die meisten seien nicht
kriminell, sondern Opfer falscher Versprechungen von Arbeitsplätzen.
Die zimbabwische Gefängnisverwaltung hat diesen Angaben widersprochen.(27)
- Voice of America Zimbabwe 29.3
- Daily News 2.4
- Standard 31.3, SW Radio Africa 3.4
- Financial Gazette 3.4
- Nehanda Radio 2.4, 4.4, SW Radio Africa 2.4, 4.4, Zim. Mail
4.4, Daily News 31.3
- Financial Gazette 3.4
- Daily News 2.4
- SW Radio Africa 3.4, AP 4.4
- Voice of America Zim. 3.4
- Herald 3.4
- The Zimbabwean UK 3.4
- Nehanda Radio 2.4
- SW Radio Africa 3.4
- SW Radio Africa 3.4, 4.4
- SW Radio Africa 28.3, Standard 31.3
- Daily News 3.4
- Herald 1.4, SW Radio Africa 2.4
- Standard 31.3
- Daily News 4.4
- Standard 31.3, SW Radio 3.4, VOA Zim. 3.4
- SW Radio Africa 2.4
- Voice of America Zim. 3.4
- http://www.bdlive.co.za/ 4.4
- http://www.bdlive.co.za/ 4.4
- Standard 31.3
- Mining Weekly 3.4
- New Zimbabwe 29.3, http://www.newvision.co.ug/ 29.3
Letzte Änderung: Monday, 08-Apr-2013 12:54:57 CEST
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