Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (16)
COLUMN 16
Referendum / Wahlen
Das Land schlingerte zum Verfassungsreferendum am 16. März, und
jetzt humpelt es in Richtung Wahlen. Die NRO Sokwanele, die fürs
Referendum einen Leidfaden ausgegeben hat, weist auf Verstöße gegen
SADC-Vorgaben hin, darunter die Kürze der Zeit, innerhalb derer
man sich mit dem Entwurf nicht ausreichend beschäftigen könne.
Trotz der Kritik an weiteren Unzulänglichkeiten waren sich die
Medien einig, in Anbetracht der Zustimmung aller Koalitionsparteien
werde das Referendum dem insgesamt "bescheidenen" Entwurf mit
überwältigender Mehrheit zustimmen.(1)
Die Mittel für das Referendum wurden aus lokalen Ressourcen
aufgebracht, die Finanzierung der Wahlen ist noch unsicher. Die
Zimbabwe Electoral Commission (ZEC) veranschlagt 85 Mio. US$ für
das Referendum und 107 Mio. US$ für die Wahlen. Der bedrängte
Finanzminister Tendai Biti reduzierte die Ausgaben von ZEC, machte
damit 31 Mio. US$ verfügbar und gab Schatzbriefe in Höhe von 40
Mio. US$ aus. Das zuständige UN-Team wurde eingeladen, um die Lage
einzuschätzen.(2)
Zimbabwische Menschenrechtsanwälte haben einen Sieg errungen: Auf
ihre Klage hin wies die Afrikanische Kommission für Rechte des
Menschen und der Völker Zimbabwe an, im Referendum die Briefwahl
durch im Ausland lebende Staatsbürgerinnen und - bürger zuzulassen.
Fürs Referendum selbst kam das Urteil dieser Kommission der
Afrikanischen Union (AU) zwar zu spät, aber die Anwälte meinen,
damit sei für die bevorstehenden Wahlen ein wichtiger Präzedenzfall
geschaffen. Sie vermuten jedoch, dass die zimbabwische Regierung
das Urteil ignorieren wird, wie dies in der Vergangenheit mehrfach
geschah, so auch im Falle des SADC-Tribunals. Für einen solchen
Fall würde die AU eine Ächtung Zimbabwes in Betracht ziehen müssen.(3)
Tsvangirai bestätigte, dass Rita Makarau, Richterin am Höchsten
Gericht, den gegenwärtigen ZEC-Vorsitzenden Simpson Mutambanengwe
ersetzen werde.(4)
Joyce Kazembe teilte für ZEC mit, ZimRights werde der Beobachterstatus
verwehrt, da sich die Organisation wegen des Vorwurfs illegaler
Wählerregistrierung in einem Ermittlungsverfahren befinde. Dies
ist allerdings durch ein Gerichtsurteil gegenstandslos geworden,
das ZimRights-Direktor Okay Machisa von dem Vorwurf freispricht.(5)
Zur Zeit lässt die National Constitutional Assembly (NCA) Kazembes
Qualifikation für ihre Position bei ZEC gerichtlich prüfen.(6)
Tsvangirai sagte, über internationale Wahlbeobachtung sei noch
nicht entschieden. Seine Aussage wiederspricht denjenigen von
Ministern der ZANU-PF, nur "befreundete" Länder würden eingeladen.
Es gibt für die Wahlen noch keinen festen Termin; Tsvangirai sprach
von Ende Juni bis Anfang Juli.(7)
Der Voluntary Media Council of Zimbabwe (VMCZ) gab eine Gedächtnisstütze
heraus, die an die Bedeutung von Meinungs-, Informations- und
Pressefreiheit in Zeiten von Wahlen erinnert.(8)
Biti äußerte bei einem Vortrag in Südafrika seine Besorgnis bezüglich
der Wahlen, insbesondere wegen des Registrierungsverfahrens. Er
geht davon aus, dass zwei Drittel der auf der aktuellen Liste
Verzeichneten bereits verstorben sind.(9)
Ein MDC-Funktionär behauptet, die personelle Besetzung bei ZEC
laufe über Mugabes Büro. Jugendliche im Sold des Jugendministeriums,
deren Beschäftigung schon lang Gegenstand von Auseinandersetzungen
ist, tauchen als "Wahlaufklärer" auf, die ZEC-Broschüren verteilen.(10)
Nahezu eine Hundertschaft von SADC-Beobachtern ist eingetroffen.
Sie haben 9.449 Abstimmungsbüros zu beobachten und bleiben bis 20.
März.(11) Politische Analysten bemängeln, SADC habe ihre Beobachter
zu spät geschickt und es auf diese Weise versäumt, die jeweils
örtliche Situation vor dem Referendum zu beobachten. So sagte
Rashweat Mukundu, Direktor des Zimbabwe Democracy Institute, das
SADC-Team habe wichtige Indikatoren bereits verpasst, so etwa
Ungewissheit, Kapazität und Rolle der zuständigen Gremien, die
Politisierung der Abstimmung und das Verhalten der Polizei.(12)
Politische Ungewissheit
Die Empörung über den Tod des jungen Christpower Maishiri hielt
an, begleitet von anhaltender Repression und parteilichem
Polizeiverhalten auf Seiten der ZANU-PF. Christpowers gewaltsamer
Tod wurde zum zweiten Mal Gegenstand einer Kabinettssitzung. ZANU-PF
beschuldigte MDC, den Vorfall zu internationalisieren. Präsident
Robert Mugabe sagte, die MDC gäben natürliche Todesfälle als
politische Gewalt aus.(13) Während der Sitzung wurde auch eine Rede
von Polizeipräsident Augustine Chihuri vom letzten Dezember verteilt,
worin er hochrangigen Polizisten rät, ZANU-PF zu unterstützen und
sie ermahnte, deren Wahlsieg sicherzustellen.(14) Aus Manicaland
wurde von einem Benzinbombenattentat auf ein Mitglied der ZANU-PF,
das sich um eine Gemeinderatskandidatur bemüht.(15)
Die SADC-Troika für Kooperation in Politik, Verteidigung und
Sicherheit hatte am 9. März eine außerordentliche Sitzung wegen
Zimbabwes politischer Unruhe und forderte das Land auf, ein
friedliches Referendum durchzuführen.(16). Jameson Timba (MDC-T),
Minister im Büro des Ministerpräsidenten, der im Vorfeld SADC-Führer
besucht hatte, um auf dieses Treffen zu drängen, klang ähnlich
besorgt wie Finanzinister Tendai Biti, dass der Wahlkampf in Gewalt
ausbrechen könnte, vergleichbar mit 2008. Welshman Ncubes MDC-Fraktion
bestand auf SADC-Resolutionen zur Umsetzung der Richtlinien des
Global Political Agreement (GPA) bezüglich notwendiger Reformen,
so im Sicherheitsapparat, im Bereich Medien sowie bezüglich der
überfälligen Neubesetzung der parteiischen ZEC vor den Wahlen.
Bei einem Treffen der früheren Befreiungsbewegungen sprach Mugabe
mit dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma. Die SADC hat die
Menschenrechtsverletzungen der ZANU-PF bislang nicht öffentlich
verurteilt.(17) Der in Südafrika regierende ANC versprach ZANU-PF
erneut Unterstützung bei den Wahlen.(18)
Wegen Behauptungen der Polizei, sie sei "auf der Flucht", ging
Jestina Mukoko, die Direktorin des Zimbabwe Peace Project (ZPP),
zur Polizei, unterzog sich einem Verhör und wurde dem Schutz ihrer
Anwälte übergeben. Die Polizei wirft ihr vor, eine nicht registrierte
NRO zu betreiben und illegale Radios zu schmuggeln. Der Fall wird
als neuerliche Einschüchterung im Vorfeld der Wahlen angesehen.
Man glaubt, Jestina Mukoko sei - legal - im Begriff gewesen,
nach kenyanischer Art ein System für die Beobachtung politischer
Gewalt aufzubauen, bei dem chinesische Smart Phones zum Einsatz
kommen. Kenyas System des Ushahidi (Zeugnis) und der Kartierung
von Vorfällen machte auf betroffene Landesteile aufmerksam.
Ein Sprecher des Präsidenten sagte, eine Botschaft würde wegen
illegalen Imports von Radios untersucht. Obwohl er sie nicht nannte,
war klar, dass er von Großbritannien sprach.(19) Alexander Phiri,
der Vorsitzende von MTD-T in Südmatabeleland, wurde wegen Abhaltens
eines Treffens ohne polizeiliche Genehmigung verhaftet. Interne
Parteisitzungen brauchen keine Genehmigung.(20) Nach Jestina
Mukokos Verhaftung veröffentlichten Zimbabwean Civil Society
Organisations (ZCSO) eine Pressemitteilug, in der sie die Repression
und Schikane gegenüber Organisationen der Zivilgesellschaft
anprangerten und eine vollständige Umsetzung des GPA forderten.
(21)
In einem Ranking, mit dem das Institute of Democracy in Southern
Africa (IDASA) Demokratien im südlichen Afrika bewertet, steht
Zimbabwe an unterster Stelle.(22) Zum Internationalen Frauentag
gaben zimbabwische Frauen aus weiblicher Sicht ein Buch über
Demokratie in Zimbabwe heraus.(23)
Sechs MDC-T-Mitglieder wurden wegen eines Überfalls auf einen
Stadtrat von Gweru verhaftet. Drei ZANU-PF-Mitglieder stehen vor
Gericht wegen Randale bei einer Zusammenkunft am 10. März..(24)
Indigenisierung
In die Indigenisierung kommt keine Ruhe. Präsident Robert Mugabe
zeigt sich verärgert über Individuen, die ihm zufolge als Strohmänner
für weiße Interessen in Bergbau und Landwirtschaft fungieren,
darunter zählt er offenbar auch verirrte Kriegsveteranen. Jedoch
konzentriert sich der Streit vor allem auf die Transaktionen von
Indigenisierungsminister Saviour Kusukuwere und entsprechende Rufe
nach deren Überprüfung. Die Anti-Corruption Commission (ACC), die
mit einer Untersuchung der Zimbabwe Mining Development Corporation
(ZMDC) und des National Indigenisation and Economic Empowerment
Board (NIEEB) begonnen hatte, wurde zunächst von bewaffneten Männern,
dann von Polizisten daran gehindert, das Gelände zu betreten. NIEEB
hatte vor Gericht eine Rücknahme der Befugnisse der ACC bewirkt.
Der Anti Corruption Trust of Southern Africa (ACT-Southern Africa)
hält dies für eine beunruhigende Entwicklung.(25) Bei den Deals
geht es um insgesamt 1,7 Milliarden US$, davon entfallen auf Zimplats
971 Mio., auf Mimosa 550 Mio. und auf Anglo American 142 Mio.(26)
Wirtschaft
Ein chinesisches Unternehmen, das in Bikita (Masvingo-Provinz)
Tantalit abbaut, hat dort Diamanten entdeckt und nun eine Lizenz
zu deren Abbau beantragt.(27)
Finanzminister Biti beabsichtigt, sich der Unterstützung von
Präsident Mugabe und Ministerpräsident Tsvangirai zu versichern,
um Diamantenunternehmen zur Zahlung ihrer Steuerschulden zu
veranlassen. Biti sagte, nach seinen Informationen beliefen diese
sich für 2012 auf 800 Mio. US$, von denen das Finanzamt bislang
nur 54 Mio. erhalten habe. Biti und andere beschuldigen Zimbabwes
Armee geheimer Machenschaften mit chinesischen Bergbauunternehmen.
Das Potential der Diamantenfelder, die 2006 entdeckt wurden, wird
auf eine Jahreskapazität zwischen 110 und 160 Mio. Karat geschätzt,
was Zimbabwe zu einem der fünf bedeutendsten Produzenten der Welt
macht. Die ZMDC des Bergbauministeriums widerspricht Bitis Zahlen.(28)
Zimbabwe arbeitet an einem Gesetz, um die Steuer auf Export-Rohdiamanten
zu erhöhen.(29)
Die Aussage des zambischen Tourismusminister Sylvia Masebo, Zambia
und Zimbabwe seien auf die Welttourismuskonferenz der UN bereits
vorbereitet, ist wohl zu optimistisch. Zimbabwe hinkt hinterher,
das Finanzministerium gibt die Mittel nur langsam frei. Zimbabwes
Tourismus leidet unter hohen Transportkosten, die jene in den
Nachbarländern übersteigen.(30) Überdies sind die Kraftstoffpreise
hoch gegangen, was Inflationsängste nährt.(31)
- Sokwanele, 13.3, 14.3, News24.14.3, Sowetan 14.2,
http://www.iol.co.za 14.3
- Zim. Independent 8.3
- New Zimbabwe 11.3, http://www.iol.co.za 11.3, Reuters 11.3,
SW Radio Africa 13.3
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Africa 14.3
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12.3
- Zim Independent 8.3
- SW Radio Africa 11.3
- New Zimbabwe 11.3
- Israeli Diamond 11.3
- Standard 3.10
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Letzte Änderung: Wednesday, 20-Mar-2013 07:36:58 CET
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