Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (15)
Kolumne 15
Friedliche Wahlen?
Frauen aller Parteien demonstrierten für Frieden (1), in Übereinstimmung
mit den Appellen politischer Führer an einen friedvollen Wahlkampf.
Die Ereignisse der Woche scheinen solche Hoffnungen zu dämpfen.
So nahm Kriegsveteranenfunktionär Elijah Dondo die Feierlichkeiten
zu Robert Mugabes 89sten Geburtstag in Bindura zum Anlass, jedem
Gewalt anzudrohen, der nicht Zanu-PF wählt. Deren Stimmensammlungsaktion
nahm auch beklemmende Dimensionen an, als in Harare und Chitungwiza
junge Leute von Haus zu Haus gingen, Namen und Adressen notierten
und sagten, sie hätten die Aufgabe, Parteimitglieder zu rekrutieren.
Die Bewohner wurden aufgefordert, ihre Mitgliedskarten vorzuweisen.
Wer keine hatte, wurde angewiesen, sich eine zu besorgen.(2) Die
Polizei verhaftete vierzehn MDC-Mitglieder auf dem Weg zu einer
Parteikundgebung und zeigte sie anschließend wegen Behinderung
polizeilicher Arbeit an.(3)
Die politische Gewalt sorgte innerhalb der Koalitionsregierung
weiterhin für Ärger. Das aufgeheizte Treffen vom 26. Februar, bei
dem MDC-Minister ZANU-PF für den Tod des zwölfjährigen Christpower
Maisiri - Sohn eines MDC-Kandidaten in Manicaland - verantwortlich
machten, endete in zahlreichen Beschlüssen, die das politische
Klima verbessern helfen sollen. Dazu gehört die Anweisung an die
Polizei, die Brandstifter aufzuspüren, sowie an das Joint Monitoring
and Implementation Committee (JOMIC), regelmäßig Berichte zur
Sicherheitslage abzuliefern. Alle Regierungsmitglieder wurden
aufgefordert, die Anwendung von Gewalt zu verurteilen. Präsident
Robert Mugabe wiederholte seinen Friedensappell noch während der
Sitzung. All diese Dinge wurden bei der Beerdigung des Jungen am
1. März offen angesprochen.(4)
Ministerpräsident Morgan Tsvangirai drohte mit Rückzug von der
Kandidatur im Falle fortgesetzter politischer Gewalt. Seine Partei
MDC-T fordert eine unabhängige Untersuchungskommission für die
Brandstiftung, der Christpower zum Opfer fiel.(5) Zwischenzeitlich
erklärte aber die Polizei, Christpower sei Opfer eines Unglücks
geworden, es liege keine Brandstiftung vor. Asst. Commissioner
Charity Charamba zufolge handelte es sich um eine Explosion von
Chemikalien zur Behandlung von Tabak mit Ammoniumnitrat. MDC
akzeptiert diese Sicht nicht. Die Mutter des Opfers hatte Ermittlern
erzählt, das Feuer habe am Dach begonnen und sich nach unten hin
verbreitet, nicht aber vom Boden hoch zum Dach. Drei der bislang
vier Verdächtigen sind von ihren Wohnorten verschwunden.(6)
Bei seiner Geburtstagsparty zum 89sten - inklusive einem gigantischen
Kuchen von 89 kg Gewicht sowie speziell mit seinem Portrait geprägten
Goldmünzen, plus 20.000 Gästen - bezichtigte Mugabe die MDC,
Gewaltberichte zu fabrizieren, aus bloßer Angst vor einer
Wahlniederlage. Er wies jedwede Verantwortung seiner Partei für
Christpowers Tod zurück und bekräftigte seine Siegesgewissheit.(7)
Der kenyanische Künstler Gado (aka Godfrey Mwampembwa) zeigt Mugabe
auf den Schultern eines kampflustigen Generals kauernd, der sich
auf einem geknechteten Zimbabwer ausruht und diesem befiehlt, sein
"Happy Birthday" lauter zu rufen.(8)
Polizeiliche Übergriffe gegen Parteiveranstaltungen - außer jenen
der ZANU-PF - erreichten einen Höhepunkt, als Bereitschaftspolizisten
am 7. März eine Versammlung in Harare auflösten, vor der Morgan
Tsvangirai hätte sprechen sollen. Erst behauptete die Polizei, die
Versammlung sei nicht angemeldet, später hieß es dann, es handele
sich um eine "Kommunikationspanne". Die Veranstaltung wurde
schließlich am Folgetag abgehalten.(9)
Referendum
Die Aufklärungsarbeit des Constitutional Parliamentary Selection
Committee (COPAC), die im Vorfeld des Referendums am 16. März den
Verfassungsentwurf bekannt machen sollte, hat sich in Wirrwarr
aufgelöst. Es gab zu wenige Exemplare des Textes, zu wenig Zeit
für die Debatte, Ungewissheit über die Finanzierung und auch
allgemeine Apathie. Ein großer Teil der Landbevölkerung kennt den
Inhalt des Entwurfs immer noch nicht.(10) Die National Constitutional
Assembly (NCA) hat gegen das Urteil Berufung eingelegt, wonach sich
das Gericht nicht in der Lage sah, den vom Präsidenten verkündeten
Referendumstermin infrage zu stellen. Die NCA fordert die Verschiebung
des Termins, um mehr Zeit für Erörterung und Diskussion zu gewinnen.
(11) Eine NCA-Veranstaltung zur Verfassung wurde polizeilich
verboten.(12) Nach Auffassung der Pressuregroup Sokwanele verstößt
der Referendumstermin gegen das Global Political Agreement (GPA),
da er nicht genügend Zeit lässt, weder für die Verbreitung des
Entwurfstextes noch für die notwendige Aussprache. Für zwölf
Millionen Bürgerinnen und Bürger waren nur etwa 100.000 Exemplare
gedruckt worden. COPAC behauptet, für eine hinreichende Auflage
würden 500.000 US$ benötigt.(13) Welshman Ncubes MDC hat sich aus
der COPAC-Aktion zurückgezogen. Sie hält deren Darstellung für
unfair.(14)
Die Polizei setzte ihre Aktion gegen Kurzwellenradios fort, indem
sie Räume des Bürgerradios Radio Dialogue in Bulawayo durchsuchte.
Sie konfiszierte 180 Geräte. Produktionsleiter Zenzele Ndebele
wurde verhört, anschließend wurde Strafanzeige gegen ihn gestellt.
Seine Verhandlung ist bereits zwei Mal verschoben wurden.(15) In
Rusape hat die Polizei mehrere MDC-Anhänger zu Hause aufgesucht
und sie aufgefordert, ihnen Radios auszuhändigen, die angeblich
vom MDC-Abgeordneten Pishai Muchauraya verteilt worden waren.
ZANU-PF-Sprecher Rugare Gumbo betonte, seine Partei befürworte die
Konfiszierung der Radios, es handele sich um Schmuggelware. Wie
sein Parteivorsitzender beschuldigte er MDC, das Ausmaß politisch
motivierter Gewalttätigkeit zu übertreiben.(16)
Nichtregierungsorganisationen (NRO) bleiben eine Zielscheibe.
Jestina Mukoko zählte erneut zu den Opfern. Schon 2008 war sie 72
Tage lang inhaftiert und wurde schwer gefoltert. Nun wurde sie
angewiesen, sich bei der Polizei vorzustellen, da sie einer nicht
angemeldeten Organisation vorstehe. Das Zimbabwe Peace Project,
bei dem Mukoko angestellt ist, ist ordentlich eingetragen.(17) Der
Resident Minister und Gouverneur von Masvingo, Titus Maluleke, der
im Jahre 2012 insgesamt 29 NRO-Versammlungen verbot, zwang bei
einem Treffen in Anwesenheit der Polizei 45 Organisationen, ihre
Geldgeber und Projekte zu nennen. Er teilte ihnen mit, sie würden
von nun an genauestens beobachtet.(18) Die Zimbabwe Organization
for Youth in Politics kündigte Aktionen gegen polizeiliche Schikane
gegenüber NRO an.(19)
Außenminister Simbarashe Mumbengegwi bestätigte, nur befreundete
Nationen würden eingeladen, die bevorstehenden Wahlen zu beobachten.
Die Registrierung für Beobachter des Referendums hat begonnen.(20)
South Africa
President Jacob Zumas Facilitation-Team war in Harare, um hinsichtlich
des Referendums auf den neuesten Stand zu bringen. Berichten zufolge
informierte Finanzminister Biti die Besucher, dass Zimbabwe noch
nicht auf die Wahlen vorbereitet sei. Anscheinend werden nun
Anstalten gemacht, die Wahlen auf September zu verschieben, d. h.
nach dem Großereignis der UN-Tourismuskonferenz, das von Zimbabwe
und Zambia ausgerichtet wird.(21)
Die südafrikanische Regierung weigert sich, einem entsprechenden
Gerichtsurteil zu entsprechen und dem Mail & Guardian den Bericht
über die zimbabwischen Wahlen 2002 auszuhändigen, da sie Berufung
einlege. Der Bericht zweier angesehener Richter wurde damals von
Präsident Thabo Mbeki in Auftrag gegeben und seitdem geheim gehalten.
Es wird davon ausgegangen, dass er Regelverstöße aufdeckt, deren
Veröffentlichung ein schlechtes Licht auf ZANU-PF werfen würde.(22)
Der frühere Oberste Richter des SADC-Tribunals, Ariranga Pillay,
kritisierte den südafrikanischen Präsident dafür, dass er es versäumt
habe, die Suspendierung dieses Gerichts zu verhindern, das bis
heute noch nicht wiedereingesetzt wurde. SADC-Führer setzten 2010
die Arbeit des Tribunals aus, nachdem es Zimbabwes "Landreform"
als unrechtmäßig beurteilt hatte. Die Politiker wollten sein Mandat
überdenken. Das Tribunal verurteilte Zimbabwe wegen Missachtung
des Gerichts, nachdem das Land das ursprüngliche Urteil von 2008
ignoriert hatte. Außerdem wurde Zimbabwe des Bruchs des SADC-Vertrags
sowie anderer internationaler Verpflichtungen für schuldig erklärt.(23)
Indigenisierung
Die erregte Pro-und-Contra-Debatte zum Thema Indigenisierung geht
weiter. Es bildeten sich zwei Fraktionen, eine rund um
Indigenisierungsminister Saviour Kasukuwere, der auf seiner
51-49%-Formel besteht, die andere um Zentralbankchef Gideon Gono,
dem dies zu unflexibel ist. Gono ist mit Finanzminister Tendai Biti
der Auffassung, ein Festhalten am Indigenisierungsanteil von 51%
wäre für den fragilen Finanzsektor eine Gefahr. Gono behauptet, er
habe Mugabes Unterstützung.
Die Firma Brainworks Capital, die die Partnerschaftsvereinbarungen
als Broker ausgehandelt hat, zieht Kritik auf sich, ebenso wie die
Zahlungsweise, bei der der Käufer den Kaufpreis aus zukünftigen
Dividenden "bezahlt".(24) Die Zimbabwe Anti-Corruption Commission
(ZACC) will diese Verfahrensweisen nun näher untersuchen.(25)
Laut Vertrag muss der Staat innerhalb von zehn Jahren 972 US$ an
Zimplats zahlen. Andernfalls fallen die staatlichen Anteile an
Zimplats zurück.(26) Mugabe schaltete sich nun ein und meinte, die
Zahlungen an Zimplats seien ungerechtfertigt, die Mineralien im
Boden seien Bezahlung genug für die 51% Anteile. Zimplats wiederum
weigert sich, das Vermittlungshonorar von 16,7 Mio. US$ an Brainworks
zu zahlen. Deren Dienste habe man nicht in Auftrag gegeben. Brainworks
wurde vom National Indigenisation and Economic Empowerment Board
(NIEEB) engagiert. Auch Anglo American Platinum lehnt eine Forderung
von Brainworks in Höhe von 3 Mio. US$ ab. Diese Forderung entstand
in Zusammenhang mit der Indigenisierung von Unki Mine.(27)
Kasukuwere machte am 7. März die Verwirrung mit seiner Aussage
komplett, der Zimplats-Vertrag sei nicht bindend. Außerdem verkündete
das Bergbauministerium eine Erhöhung der Lizenzgebühren für
Platin-Produzenten.(28)
Die Regierung hat die Enteignung von 27.498 ha Land angekündigt,
das an die Zimplats Holding verpachtet ist. Die Einspruchsfrist
beträgt 30 Tage.(29) Allerdings wartet Zimplats bis heute auf die
Entschädigung in Höhe von 153 Mio US$ für Land, das es 2006 freigab.
(30) Zu alledem hat das Unternehmen bei seinem letzten Halbjahresabschluss
bis Dezember 2012 einen Verlust von 6,4 Mio. US$ zu verzeichnen.
(31) Zimbabwe hat weltweit die zweitgrößten Platinumvorkommen.
Die ZANU-PF-Jugend beklagt, sie profitiere nicht von der Indigenisierung,
während MDC behauptet, der Zugang zu einem 30 Mio. US$ schweren
Jugendförderungsprogramm erfolge politisch einseitig zugunsten
ZANU-PF.(32)
Allgemeines
Die Regierung hat entschieden, bestimmte Flächen in Bikita für die
Öffentlichkeit zu sperren, um Schürfer davon abzuhalten, dort
massenhaft ihr Glück zu suchen, wie es in Chiadzwa geschehen war.
In Bikita wurden letztes Jahr u. a. Diamantenvorkommen entdeckt.
Unter den gehobenen Polizei- und Armeerängen beeilt man sich, an
Schürflizenzen heranzukommen.(33)
Wie das Rote Kreuz berichtet, leiden wegen der Trockenperiode rund
sechs Millionen Menschen im Südlichen Afrika unter Hunger, Malaria,
Cholera oder Diarrhoe. Die meisten Betroffenen leben in Angola,
Lesotho, Malawi und Zimbabwe. Unterstützungsaufrufe haben nur
ungenügend gefruchtet.(34) Die Zahl der Menschen in Zimbabwe, die
aufgrund der schlechten Ernte ab diesem Monat Nahrungsmittelhilfe
benötigen, wird auf 1,67 Mio. geschätzt. Die Preise für Mais sind
in die Höhe geschnellt, und Zambia errichtete ein Importverbot.
Die Situation hat die Diskussion über genetisch modifizierten Mais
aus Südafrika wiederbelebt. Zimbabwe und weitere Staaten im südlichen
Afrika lehnen diesen Mais ab.(35)
Vor kurzem wurde ein Henker eingestellt, aber es ist nicht
beabsichtigt, in nächster Zeit die noch anhängigen 77 Todesurteile
zu vollziehen, wie es aus der Gefängnisverwaltung hieß. In Zimbabwe
sind seit zwölf Jahren keine Todesurteile mehr vollzogen worden.(36)
- Voice of America Zimbabwe 1.3
- Standard 3.3
- Africacare view 4.3, SW Radio Africa 5.3, SW Radio Africa
7.3
- Zim Independent 3.3
- New Zimbabwe 28.2, Standard 3.3
- News24 5.3, SW Radio Africa 4.3 Voice of America Zimbabwe
4.3
- Daily Mail UK 2.3, Reuter, 2.3, Mail and Guardian 2.3, Standard
3.3
- The Nation, Kenya
- Agence France-Presse 6.3, New Zimbabwe 7.3,
http://www.timeslive.co.za 6.3
- Zim. Independent 1.3
- SW Radio Africa 1.3
- SW Radio Africa 5.3
- SW Radio Africa 4.3
- SW Radio Africa 4.3
- SW Radio Africa 1.3, 5.3
- SW Radio Africa 1.3
- SW Radio Africa 7.3
- The Zimbabwean UK 3.3
- VOA Zambia 5.3
- New Zimbabwe 5.3, Business Week 5.3, SW Radio Africa 7.3
- Herald 6.3, SW Radio Africa 7.3, Financial Gazette 7.3
- SW Radio Africa 5.3
- SW Radio Africa 4.3
- Zim. Independent 1.3, New Zimbabwe 7.3, Daily News 7.3
- Daily News 1.3
- Zim. Daily Mail 2.3, 5.3
- Mining Review 1.3, New Zimbabwe 7.3
- New Zimbabwe 1.3, http://www.iol.co.za/ 6.3, Reuters 7.3
- Bloomberg News 1.3, SW Radio Africa 6.3
- New Zimbabwe 1.3
- Zim. Daily News 2.3
- VOA 5.3
- Zim. Independent 25.2
- Reuter 4.3
- IRIN 4.3
- Zim.Independent 1.3
Letzte Änderung: Thursday, 14-Mar-2013 16:57:00 CET
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