Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (14)
Kolumne 14
Besorgnis angesichts der Eskalation von Gewalt
Es begann am 23. Februar mit dem Tod von Christpower Matisiri, dem
zwölfjährigen Sohn von MDC-Aktivist Shepherd Maisiri. Er verbrannte
in Headlands, dem Wahlbezirk von Zanu-PF's starkem Mann Didymus
Mutasa, in der Hütte, wo er mit drei Geschwistern schlief. Aus
MDC-Sicht handelt es sich um Brandstiftung und den Versuch, den
Vater des Jungen zu "eliminieren", der bei den kommenden Wahlen
Mutasa herausfordern möchte. Es ist seit 2000 bereits das neunte
Mal, dass bei Maisiris Gebäude angezündet wurden.
Die Staatsmedien unterließen es, vom tragischen Tod des Jungen zu
berichten. Zanu-PF-Sprecher Rugare Gumbo bestritt jegliche Verwicklung
seiner Partei in diese Angelegenheit. Es sei unwahrscheinlich, so
Gumbo, dass jemand gegen Präsident Robert Mugabes Plädoyer für
einen friedlichen Wahlkampf verstieße. Laut New Zimbabwe wiederholte
der Präsident seinen Appell, nachdem er von dem Vorfall gehört
hatte. Gumbo bezichtigte MDC, die Partei stütze sich auf "Gewalt
als Wahlkampfstrategie".
Vier Mitglieder der Zanu-PF aus dem Umkreis Mutasas sind der
Brandstiftung beschuldigt, aber es gab keine Verhaftungen. Vier
Geheimdienstleute - in einem Wagen ohne Kennzeichen - versuchten,
mit Maisiri Kontakt aufzunehmen. Er weigerte sich, mit ihnen zu
sprechen, da dies ein Fall für die Polizei sei, nicht für den
Geheimdienst. Die Polizei - die sieben Stunden brauchte, um zum
Ort des Geschehens zu gelangen - schließt Brandstiftung aus.(1)
Der Vorfall entfachte eine hitzige Debatte in der Kabinettssitzung
vom 26. Februar. Obwohl über Kabinettssitzungen normalerweise nicht
berichtet wird, erfuhr SW Radio Africa, Finanzminister Tendai Biti
(MDC) habe Mutasa offen zu einer Erklärung dafür aufgefordert, dass
sich ausgerechnet in seiner Gegend politisch motivierte Vorfälle
häuften. Informationsminister Webster Shamu machte Außenseiter
verantwortlich, die Zanu-PF in ein schlechtes Licht stellen
wollten.(2) Tsvangirais MDC gab eine Pressekonferenz, bei der
bekannt gegeben wurde, Tsvangirai werde Mugabe mit der Gewalteskalation
konfrontieren.(3) Er wiederholte auch die Forderung nach Reformen,
die freie und faire Wahlen erst ermöglichen könnten.(4)
MDC bat die SADC um ein außerordentliches Treffen, um sich mit der
ansteigenden Welle politisch motivierter Gewalt zu beschäftigen.
Tendai Biti sprach von 120 Vorkommnissen seit Beginn des Jahres.
Seine Partei habe SADC ein Dossier geschickt, das einzelne Fälle
von Mord, Einschüchterung und Angriff ebenso schildert wie solche,
wo MDC-Anhänger daran gehindert wurden, sich als Wähler zu
registrieren.(5) Zanu-PF verhöhnte die Behauptung der MDC, es gäbe
ein Komplott, ihre Führungsriege zu ermorden.(6)
Tsvangirai ließ die stellvertretende Innenministerin Therea Makone
sowie Arbeits- und Sozialministerin Paurina Mpariwa kommen, um mit
ihnen über die Polizeiaktionen gegen Menschenrechtsaktivisten und
die steigende Zahl willkürlicher Verhaftungen zu sprechen.(7)
In der Woche zuvor hatten sich Präsident Mugabe, Premierminister
Tsvangirai und dessen Stellvertreter Arthur Mutambara auf einen
Verhaltenskodex geeinigt, in Übereinstimmung mit Artikel 13.2. des
Global Political Agreement (GPA).(8) Die Wirksamkeit dieser
Vereinbarung ist schwerlich zu erkennen. Im Gegenteil ist es
wahrscheinlich, dass die Polizei härter durchgreifen wird. Dies
legen auch Anschuldigungen des stellvertretenden Polizeipräsidenten
Innocent Matibhiri an die Adresse westlicher Regierungen nahe, sie
benutzten lokale NRO für subversive Zwecke, ebenso wie sein Beharren
auf der Behauptung, gespendete Radios seien für Spionagezwecke
gedacht gewesen. Dem innenpolitischen Parlamentsausschuss erklärte
er, die Polizei werde Kurzwellenradios weiterhin konfiszieren und
er werde das Studio 7 der Voice of America zerquetschen, das illegal
sei.(9) Zimbabwe Lawyers for Human Rights (ZLHR) wollen das Verbot
von Geräten, die kein Staatsradio empfangen können, vor Gericht
anfechten.(10)
Die Polizei hat zehn NRO im Visier.(11) Bei einer Anhörung vor dem
Parlamentsausschuss für Verteidigung und Sicherheit behauptete
Matibhiri, die geringe Zahl von Festnahmen in Fällen politischer
Gewalt hänge mit der schlechten Beweislage zusammen. Störungen bzw.
Verhinderung politischer Versammlungen versuchte er mit dem Public
Order Security Act (POSA) zu rechtfertigen.(12)
Rund zweihundert Opfer der Wahlkampagne von 2008 trafen sich kürzlich
in Zaka und forderten die Gegenwart internationaler Wahlbeobachter,
um vergleichbare Vorgänge diesmal zu verhindern.(13) Indessen
vertrat Vizeministerin Joice Mujuru die Position, nur afrikanische
Wahlbeobachter würden zugelassen.(14)
Das Zimbabwe Election Support Network (ZESN) meldet "allgemeine
Instabilität und politische Spannung" infolge von Intoleranz und
mangelnder Versammlungs- und Meinungsfreiheit.(15) Die öffentlichen
Versammlungen, die der parlamentarische Verfassungsausschuss zur
Vorbereitung des Referendums abhielt, verliefen nach einem langsamen
Start gut.(16) Bei einer Versammlung, organisiert von der Crisis
in Zimbabwe Coalition, entzündete sich eine hitzige Debatte zwischen
verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und der
Koalitionsregierung, in der Erstere die Ansicht vertraten, die neue
Verfassung unterscheide sich kaum von der noch gültigen.(17)
Eine ähnliche Veranstaltung des Media Centre in Harare wurde von
der Polizei verboten, die zugleich darauf hinwies, es würden auch
keine weiteren NRO-Veranstaltungen genehmigt. Für die Versammlung
waren Vertreter der politischen Parteien und der National Constitutional
Assembly vorgesehen.(18) In Gwanda wurden Menschen, die um
Lebensmittelspenden anstanden, aufgefordert, ihre Zanu-PF-Mitgliedskarten
vorzuweisen.(19) Der südafrikanische Think-Tank IDASA (Institute
for Democracy in Southern Africa) vertritt die Auffassung, in
Zimbabwe fehle es an Spielraum für die Opposition und das Land sei
für freie und faire Wahlen nicht gerüstet. Das Institut wirft der
SADC vor, weder die Dominanz der Zanu-PF noch die Strukturen abgebaut
zu haben, die den blutigen Wahlkampf von 2008 ermöglichten.(20)
Zum Ärgernis der Lehrer, die ein Zubrot begrüßt hätten, wird ihre
Berufsgruppe nicht zu den Wahlhelfern beim Referendum zählen, da
Bildungsminister Coltart Ausfallzeiten im Unterricht vermeiden
will.(21)
Sind in Zimbabwe nun Gelder fürs Referendum zusammengekommen oder
nicht? Justizminister Patrick Chinamasa sagte zunächst, es sei
gelungen, dann nahm er die Aussage zurück - nur, um dann bei
einer Auslandsreise zur ursprünglichen Aussage zurückzukehren.
Demnach würden die Mittel während seiner Abwesenheit durch
Verteidigungsminister Emmerson Mnangagwa freigegeben und der Zimbabwe
Electoral Commission (ZEC) zur Verfügung gestellt.(22) Die Polizei
fordert für die Absicherung der bevorstehenden Wahlen 183 Mio. US$.
Dieser Betrag liegt nur um 22 Mio. unter dem Gesamtbetrag, den das
Finanzministerium für die Finanzierung des Wahlgangs veranschlagt.
(23) Alle politischen Parteien bemühen sich im In- und Ausland um
Finanzierung ihrer Kampagnen, obwohl ausländische Geldgeber nicht
zugelassen sind.(24) Anfang März wird ein Team der Vereinten
Nationen in Zimbabwe erwartet, das den Finanzbedarf für die geplanten
Wahlen erheben will.(25)
Der High Court hat den Antrag der National Constitutional Assembly
(NCA) abgewiesen, das Referendum vom 16. März zu verschieben. Das
Gericht begründet seine Entscheidung damit, es stünde nicht in
seiner Macht, Termine zu ändern, die vom Präsident festgelegt
wurden.(26) Zwei stellvertretende US-Minister versprachen bei ihrem
Besuch in Zimbabwe, die Sanktionen würden aufgehoben, wenn das Land
alle im Global Political Agreement (GPA) vorgesehenen Vorkehrungen
treffe, um "glaubwürdige und gewaltlose" Wahlen abzuhalten.(27)
Bei Zanu-PF ist man besorgt wegen der bevorstehenden Veröffentlichung
des Berichts über die Wahlen von 2002 durch südafrikanische Richter.
Er könnte Vergehen von Amtsinhabern offenbaren, wie etwa Komplizenschaft
bei Gewalttaten und Manipulation, sowie vertrauliche Informationen
über Mugabes Umgang mit Angelegenheiten seiner Partei preisgeben.
Der Mail & Guardian in Südafrika hat vier Jahre lang gerichtlich
um die Herausgabe dieses Berichts gekämpft.(28) Außerdem werden
südafrikanische Gerichte möglicherweise untersuchen, inwieweit bei
der Kampagne 2008 Vergewaltigungen als politische Waffe eingesetzt
wurden. Dies ist das Ergebnis von Bemühungen des kanadischen
Aktivisten Stephen Lewis und seiner Organisation AIDS-Free World,
die behauptet, Tausende von Frauen seien Opfer von Gruppenvergewaltigungen
durch Zanu-PF-Anhänger geworden.(29)
MDC erhielt zahlreiche Bewerbungen für Kandidaturen bei den
bevorstehenden Wahlen, aber die meisten erfüllen nicht die
Voraussetzungen. Auch die Bedingungen bezüglich Alter und Geschlecht
werden vielfach nicht erfüllt, so dass MDC gezwungen sein könnte,
Ausschau nach geeigneten Personen außerhalb der Partei zu halten.(30)
Politische Ämter scheinen materielle Vorteile zu versprechen, so
dass es bei der internen Vorauswahl aller Parteien einen Ansturm
von Kandidaten gibt.
Parlamentsabgeordnete verlangten Honorar für die Aufklärungsarbeit
in der Bevölkerung über die Verfassung.(31) Scheidende Funktionäre
in den Kommunen fordern Abfindungen, und der zuständige Minister
Ignatius Chombo entschädigte Stadträte in Masvingo mit der Zuteilung
von Markständen.(32). Richter klagen über schlechte Arbeitsbedingungen
und niedrige Gehälter.(33)
Internationale NRO haben einen mysteriösen Airbus als Transportflugzeug
für zimbabwische Diamanten ausfindig gemacht. Ein Vielflieger mit
diesem Jet ist der ebenso mysteriöse chinesische Geschäftsmann Xu
Jinghua, alias Sam Pa, von dem außerdem angenommen wird, dass er
den zimbabwischen Geheimdienst CIO mit Waffen versorgt.(34) Einer
Aussage eines Vertreters der Zimbabwe Development Corporation (ZMDC)
zufolge ist der Verbleib von Diamanten im Wert von etwa einer
Milliarde US$ ungeklärt. Er sagte dies in einer Gerichtsverhandlung
gegen Core Mining, die wegen angeblicher Unfähigkeit aus dem
Diamantenabbau rausgeschmissen wurde.(35) Mbada Diamonds unter
der Leitung von Robert Mhlangu hingegen hat man am Harare Airport
zusätzliche Räumlichkeiten für geheime Transaktionen im Diamantengeschäft
zur Verfügung gestellt.(36) Nach der Entdeckung der Diamanten
wurde die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in Chiadzwa
prekär. Der Chiadzwa Community Development Fund enthüllte, dass
Zanu-PF-Vertreter Dünger und Maismehl stibitzten, die den Dorfbewohnern
gespendet worden waren.(37)
Im finanziell angespannten Geschäft des staatlichen Grain Marketing
Board in den Bereichen Maismühlen, Mehlprodukte und Bäckereien
hofft man, eine Vereinbarung über eine ausländische Cash-Fazilität
in Höhe von 61 Mio. US$ abschließen zu können, um die heikle
Finanzsituation abzufangen.(38) Die Commercial Farmers Union (CFU)
wies erneut darauf hin, dass die Landwirtschaft unter dem Mangel
eines Markts für produktive Böden leide. Das hierdurch ausbleibende
Investment stelle eine große Gefahr dar. Für Verkäufe und
hypothekarische Belastung von Boden sind eindeutige Eigentumsdokumente
Voraussetzung.(39)
Trotz ihres Widerstands gegen die Indigenisierung haben Banken
entsprechende Umwandlungspläne eingereicht. Es heißt, diese legten
Anteile von weniger als 51% zugrunde und enthielten ein
Beschäftigungsprogramm, sowie einen Rentenfond mit Gründerdarlehen.(40)
150 kleinen kommerziellen Zuckerfarmern von A2-Ländereien wurde in
Hippo Valley und Triangle Land angeboten, nach entsprechenden
Vereinbarungen mit dem Zuckerriesen Tongaat Hulett. Dies bringt
nun die Zahl der kleinen Zuckerrohrproduzenten auf tausend.(41)
- Telegraph, UK 25.2, SW Radio Africa 25.2, 26.2, Zimbabwe Mail
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Letzte Änderung: Thursday, 07-Mar-2013 11:18:03 CET
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