Ruth Weiss: Zimbabwe vor der Wahl (9)
KOLUMNE 9
Zimbabwes Zivilgesellschaftsorganisationen hießen das Ende des
langen Verfassungsprozess willkommen, der 60 Millionen US-$ und über 3 Jahre
Zeit verschlungen hat, und erwarten nun einen Zeitplan des Ablaufes bis
zu den Wahlen.(1)
Der akzeptierte Verfassungsvorschlag schränkt die Macht des
Präsidenten etwas ein. Die Exekutive liegt in den Händen des
Präsidenten, der diese durch das Kabinett ausübt. Der Präsident hat
weiter die Macht, Krieg zu erklären. Unter bestimmten Umständen
muss er von 2/3 des Parlaments unterstützt werden.(2) In Zukunft
kann ein Präsident nur zwei Legislaturperioden dienen. Kritik wird
weiter von Seiten von Kommentatoren geübt. Folgendes ist nun
geklärt:
Die Frage eines "running mate", der mit dem Präsidenten Kandidat
ins Wahlrennen geht, ist um zehn Jahre vertagt und wird in den
Wahlen im Jahr 2013 keine Rolle spielen.
Verträge der Sicherheitschefs sind nun begrenzt.
Die Devolution Klausel ist mit einer Präambel akzeptiert.
Provinzgouverneure werden durch gewählte Senatsvorsitzende
ersetzt.
Eine Nationalen Anklageorganisation ist nun getrennt von der
Funktion des Staatsanwalt, vorläufig für sechs Jahre. Die Person,
die im Augenblick noch den Staatsanwaltsposten bekleidet, bewies
bislang eine unakzeptable Parteilichkeit.
Eine dem Landminister verantwortliche Landkommission wird eingesetzt,
u.a. mit dem Auftrag, eine Landprüfung vornehmen, um sicher zu
stellen, dass das Prinzip 'eine Person - eine Farm' eingehalten
wird. Das ist der Zivilgesellschaft willkommen, obwohl eine
unabhängige Kommission vorzuziehen wäre.
Eine Nationale Kommission für Frieden und Heilung soll vorläufig
für 10 Jahre eingesetzt werden.
Das Verfassungsgericht wird Teil der Verfassung bleiben. Eine
Übergangsvorkehrung sieht vier Richter des Obersten Gerichts und
drei neue Richter für sieben Jahre auf der Richterbank vor.(3)
Präsident Mugabe erklärte seinem Zanu-PF Politbüro, dass er
mit der Vertagung der "running mate" Klausel
einen Schachzug gegen MDC
gewonnen hatte, da Zanu-PF sich nicht mit einer Nachfolgedebatte
herumschlagen muss.(4) Zanu-PF hat den geänderten Verfassungsvorschlag
laut der Zimbabwe Mail an 23.1 akzeptiert.
Das Zimbabwe Election Support Network (ZESN) hat den Verfassungsvorschlag
begrüßt, jedoch Besorgnis ausgesprochen, dass der im Global
Political Agreement (GPA) vorgeschlagene Weg nicht eingehalten
wird. Laut Medienberichte muss der Verfassungsvorschlag den
politischen Parteien, danach dem Parlament vorgelegt werden, aber
die Zivilbevölkerung würde dabei nicht erwähnt. ZESN erklärt, dass
Bürger den Vorschlag vor der Volksabstimmung kennen und debattieren
müssen.(5) Auch andere Nicht-Regierungs Organisationen (NRO)
drückten ihre Besorgnis aus, dass die Bevölkerung nicht genügend
Anteil bei dem Verfassungsprozess gespielt hat. (6)
Weder Medien noch andere Reformen laut GPA sind ausgeführt worden.
Es wird befürchtet, dass diese nun beiseite gedrängt werden, weil
die Parteien zu den Wahlen drängen. Der GPA Zeitablauf wird
vermutlich durch das Wahlgesetz abgeändert werden, sodass Mugabe
nach Akzeptanz der Verfassung durch das Parlament jederzeit
das Datum der Wahlen ankündigen kann.(7)
Die fehlenden Reformen sind unschwer zu erkennen: bislang wurden
nur einigen Zeitungen Lizenzen verliehen und zwei neue Radiosender
zugelassen, die beide Zanu-PF nahe stehen. Aber die repressiven
Gesetze, die Presse- und Medienfreiheit einschränken, bestehen weiter.
(8) Dazu erklärte Informationsminister Shamu Webster den staatlichen
Medien, dass Redakteure nur über Zanu-Pf und nicht über MDC
berichten sollen.(9) Der laut GPA gegründete Nationale Sicherheitsrat
(National Security Council) sollte sich jede Woche treffen, doch
das wurde nicht eingehalten. Hingegen traf sich Präsident Robert
Mugabe regelmäßig wie zuvor mit JOC, den Chefs der Sicherheitsorgane.
(10)
Einschüchterung von Seiten der "War.Vets". geht weiter, auch Polizei
und Armee gehen weiter gegen nicht-Zanu-PF Anhänger vor. So drohte
War. Vet. Führer Jabulani Sibanda MDC-T Anhänger in Chipinge mit
dem Tod, sollten sie nicht Zanu-PF wählen oder sollten sie Zanu-PF-Versammlungen
stören. (11) NROs beschweren sich, dass die Polizei versucht, sie
systematisch zum Schweigen zu bringen: so beendeten Polizisten ein
Treffen des Centre for Community Development, indem sie behaupteten,
es sei eine politische Versammlung.(12) Die Armee entsendet Truppen
in ländliche Gegenden unter dem Vorwand, landwirtschaftliches Training
zu unternehmen.(13) Der Gouverneur von Masvingo Titus Maluleke warnte
NROs, sich nicht am Wahlprozess einzumischen und wirft diesen vor,
sich für MDC-T einzusetzen.(14) 56 NROs wollen sich wegen
fortwährender Belästigungen an SADC wenden, laut einer gemeinsamen
Erklärung.(15)
Kritiker befürchten, dass Machthunger die Parteien zwingt, die
Reformen fallen zu lassen. Andere Analytiker glauben, vor allem
die Reform des Wahlregisters sei der Schlüssel für freie und faire
Wahlen.(16)
Führer der Zivilgesellschaft hielten am 18.1 eine Pressekonferenz
ab, um ihr Besorgnis auszudrücken über die zunehmende Verfolgung
von Menschenrechtaktivisten. Mitglieder von ZimRights einschließlich
Direktor Okay Machisa wurden wegen angeblicher Verschwörung
zum Betrug und Veröffentlichung von Falschheiten und Fälschung festgenommen.
Ähnliche Anklagen gegen die ZimRights-Organisation folgten.(17)
Zivilgesellschaftsführer wurden ebenfalls kritisiert, weil sie
sich nicht genug gegen Unterdrückung und Verfolgung von Aktivisten
wehren. Sie sollten sich zusammenschließen mit der Parole "wenn
Ihr einen von uns festnimmt, müsst Ihr alle festnehmen".(18) Die UN
protestierte ebenfalls gegen das Vorgehen gegen Menschenrechtsaktivisten
und Kritiker der Regierung Mugabe.(19)
Vize-Präsident John Nkomo ist nach einem langen Leiden gestorben
und wurde am Heroes Acre begraben. Sein Tod löst einen Machtkampf
innerhalb der Zanu-PF-Größen in Matabeleland aus.(20)
Die Polizei ermittelt gegen fünf führende Zanu-PF Mitglieder wegen
Korruption. Angeblich veruntreuten sie $750.000 US$ die sie von
Diamantengesellschaften für die Partei erhielten. Mbada soll
300.000 US$, eine weitere nicht genannte Diamantengesellschaft 450.000 US$
gezahlt haben, während Anjin 400.000 US$ direkt an Zanu-PF gezahlt
hatte. Dies bestätigt die seit langem gehegte Vermutung, dass
Zanu-PF sich am Diamantengewinn bereicherte. Kritiker glauben, dass
das Verfahren ein Versuch ist, vor den Wahlen "Transparenz" zu
beweisen, dass dies jedoch nur der sichtbare Spitze des Eisbergs
betreffend korrupter Diamantengeschäfte sei.(21) Der stellvertretende
Bergwerkminister Chimanikire erklärte, Diamanten würden gegen Waffen
eingetauscht. Die größte Marange-Diamantengesellschaft Anjin gehört zu
90% China, zu 10% der Armee von Zimbabwe, wobei nicht zu bemessen ist,
wie viel Gewinn die Armee erhält, da es um Tauschgeschäfte von
Waffen gegen Diamanten geht. Chimanikire erklärte, Anjin hätte 5.8
Millionen Karat Diamanten innerhalb von zwei Jahren geschürft, die nicht über Harare
angeboten wurden.(22)
Indigenisierungsminister Saviour Kasukuwere plant, demnächst die
Übertragung von Bankaktien an Zimbabwer in Angriff zu nehmen.
Betroffene Banken sind Barclays, Standard Chartered, Standard
Bank's Stanbic, MBCA - letztere gehört zum Teil Nedbank und
Ecobank. Möglicherweise werden sich diese sich aus Zimbabwe
zurückzuziehen. Eine mögliche Alternative wäre die Strategie, Banken
zu zwingen, Farmen und Geschäfte von Zimbabwern zu finanzieren. Vor
2000 machten Farmanleihen 80% des Geschäftes ausländischer Banken
aus, heute ist das auf 22% gesunken.(23)
Kommentatoren erklären, ausländische Firmen wie Bergwerkgesellschaften
hätten sich den Indiginesierungsgesetzen gefügt, weil sie befürchten,
enteignet zu werden, wie es bei weißen Großfarmern der Fall war.
Eine Mass Public Opinion Institute-Umfrage für AfroBarometer beweist,
dass 78% der Bevölkerung nicht mit der Indiginesierung einverstanden
sind. Die Befragten glauben, dass mehr Jobs aus Investitionen als
aus Übernahme von ausländischen Firmen entstehen.(24)
Zimbabwe schnitt laut einem World Bank-Bericht schlecht bei Investoren
ab: Es steht in der Liste der von Inverstoren bevorzugten Länder auf Platz 172 von 181 Ländern. Die Zimbabwe Investment Behörde berichtete, dass im
letzten Jahr die Investionen 930 Millionen US$ betrugen, verglichen mit 6.5
Milliarden US$ im Jahr 2011.(25)
Doch Mrs. Grace Mugabe hatte eine gute Woche: sie durfte 1.600
Hektar der Landwirtschaftsfirma Mazoe Estates, einer an der Börse
von Zimbabwe
registrierten Aktiengesellschaft, übernehmen. Für ME bedeutet
es einen Gewinnverlust von etwa 30%.(26)
- Radio VOP 19.1
- http//online.wsi.com, 18.1, Herald 19.1
- Radio VOP 19.1
- Zimbabwe Independent 26.1
- Presse Erklärung ZESN 18.1
- SW Radio Africa 18.1
- Herald 21.1
- Zimbabwe Independent 25.1
- Nehanda Radio 18.1
- Meeting with JOC
- SW Radio Africa 21.1, Zimbabwe Independent 25.1
- SW Radio 25.1
- Zimbabwe Independent 25.1
- Daily News 20.1
- Independent 18.1
- Daily News 20.1
- SW Radio 23.1
- SW Radio Africa 18.1
- http://www.un.org
- New Zimbabwe 18.1
- Reuter 25.1
- http://www.israelidiamond.co.il
- Standard 20.1
- http://mg.co.zal
- Standard
- SW Radio Africa 18.1
Letzte Änderung: Friday, 01-Feb-2013 21:26:13 CET
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