Mitgliederversammlung und Tagesseminar 2008
Die jährliche Mitgliederversammlung (MV) des Zimbabwe Netzwerk e.V. (ZN)
fand vom 14.-16. November 2008 im Haus Annaberg in Bonn statt. Die MV
wurde erneut mit einem inhaltlichen Tagesseminar gekoppelt, zu dem
Referentinnen und Referenten aus Zimbabwe und Deutschland eingeladen
waren.
MV 2008
Ein ausführliches Protokoll der Mitgliederversammlung 2008 wurde den
Mitgliedern des Zimbabwe Netzwerk
e.V. bereits elektronisch bzw. per Post (zusammen mit der
Spendenquittung für 2008) zugeschickt. Bei Interesse kann es darüber
hinaus bei der Geschäftsstelle in Bielefeld angefordert werden.
Zusammengefasst hier einige der zentralen Beschlüsse und Ergebnisse der
MV:
Im Anschluss an den Bericht des Vorstands, die Berichte der
Geschäftsstellen (Bielefeld und Goch) und den Finanzbericht/Bericht des
Kassenprüfers wird beschlossen, dass alle relevanten Tätigkeitsberichte
und (Budget)vorlagen künftig vier Wochen vor der MV den Mitgliedern
zugehen. Im Zuge einer besseren Transparenz der Vorstandsarbeit und
effektiveren Einbindung der Mitglieder sollen zudem die Termine zu den
Sitzungen des erweiterten Vorstands auf der Website des ZN angekündigt
werden.
Ferner wurde darüber informiert, dass (nach der Kündigung von Monika
Riße, Geschäftsstelle Goch) die Geschäftsstellenarbeit zukünftig wieder
''in einer Hand`` konzentriert sein soll mit der Möglichkeit,
eigenständige Arbeitsbereiche (wie die Abbuchung der Mitgliedsbeiträge
und Erstellung der Spendenquittungen und des Rundbriefs) auszugliedern.
Der Vorstand wird beauftragt, zum Juli 2009 einen bewertenden
Erfahrungsbericht dieser Arbeitsstruktur vorzulegen. Dieser Bericht soll
an die Mitglieder geschickt werden. Auf der MV 2009 wird auf dieser
Grundlage über das weitere Vorgehen (d.h. Beibehaltung der gegenwärtigen
Konstellation oder bundesweite Ausschreibung der halben bzw. gesamten
verfügbaren Stelle) entschieden werden. In Bezug auf die zukünftige
Arbeit des ZN wird konstatiert, dass für 2009 die Durchführung von zwei
Seminaren (davon eins als Tagesseminar im Zusammenhang mit der MV)
geplant ist. Mögliche Seminarthemen sind: Konfliktbewältigung,
Wahrheits- und Versöhnungsarbeit oder Gesundheitsversorgung. Des
Weiteren sollen 1-2 Rundbriefe erstellt werden. Zudem werden, wie in der
Vergangenheit, punktuelle Einzelaktionen und Aufrufe z.B. zur
dramatischen Ernährungslage in Zimbabwe - ggf. mit anderen deutschen und
europäischen Nicht-Regierungsorganisationen - (mit)organisiert bzw.
(mit)verfasst.
Die Vorstände des ZN 2008/2009:
In freier und geheimer Abstimmung wurden folgende Personen in den
erweiterten Vorstand gewählt: Barbara Kelnhofer, Florence Samkange-Zeeb,
Heidi Hesse, Ingrid Geissler, Katharina Raters, Michelle Fischer, Monika
Bokermann, Petra Stammen und Wolfgang Herzog. In den geschäftsführenden
Vorstand wurden gewählt: Gisela Feurle, Irit Holzheimer und Rolf
Goldstein. Als Kassenprüfer wurden einstimmig gewählt: Klaus Pilgram und
Peter Ripken.
Tagesseminar 2008
Das Tagesseminar am 15. November 2008 war auch in diesem Jahr mit 44
TeilnehmerInnen recht gut besucht.
In einem ersten inhaltlichen Block hat der Referent Roger Mpande (freier
Berater aus Harare, der mit dem ''think tank`` Zimbabwe Institute
kooperiert und inhaltlich auf die Themen Landfrage, Landreform,
Zivilgesellschaft und Migration spezialisiert ist) zu ''Zimbabwe -
aktuell nach Wahlen und Agreement 2008``gesprochen. Danach referierte
Gertrude Chimange (von Justitia et Pax in Mutare, einer Kommission der
katholischen Kirche zu sozialethischen Fragen, Gerechtigkeit und
Frieden) über Zukunftsperspektiven Zimbabwes aus Sicht der
Zivilgesellschaft. Der zweite inhaltliche Teil des Seminars beschäftigte
sich mit dem Thema Migration und Exil, mit einem Vortrag von Jenny
Kuhlmann. Im Folgenden möchten wir einige zentrale Aussagen und
Überlegungen zum ersten Block wiedergeben.
Roger Mpande betont in Bonn, dass sowohl die ZANU als auch die MDC dazu
''gezwungen`` wurden, in das ''Agreement`` (das Global Political
Agreement (GPA) wurde am 11. September 2008 unterzeichnet)
einzuwilligen. Neben fehlendem gegenseitigem Vertrauen erschweren
unterschiedliche Auffassungen über Art und Bezeichnung (government of
national unity, inclusive government, interim government/transitional
government etc.) die Sachlage. Ferner weist Mpande darauf hin, dass es
sowohl innerhalb der ZANU als auch der MDC Gegner des Agreements gibt.
Auf beiden Seiten lastet ein enormer Druck. Ein generelles Problem
bezogen auf eine erfolgreiche Umsetzung des Agreement sind die schwachen
institutionellen ''capacities`` der Parteien. Verstärkt wird dieses
Problem durch schwache und unkoordinierte Aktionen der
zivilgesellschaftlichen Akteure sowie die Tatsache, dass Korruption in
allen Sektoren (öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen)
anzutreffen ist. In Bezug auf externe Faktoren erschwert ein ''cold war
effect`` die Ausgangslage. Die USA, Großbritannien und die westliche
Welt insgesamt würden die Opposition unterstützen ''the British and
Americans will never criticise the opposition, regardless what they do.
See also the biased media coverage of the CNN and BBC...``, während
Russland und China eher die ZANU unterstützen. Als Erklärung der
(positiven) Haltung Südafrikas/Mbekis gegenüber Mugabe antwortet Mpande
''regarding Mbeki we have to see his weak position within the ANC. And
his (bad) personal relationship with Tsvangirai and Mutambara''. Es
folgt die Frage, was kann das Zimbabwe Netzwerk in der gegenwärtigen
Situation tun? Hier wurde gefordert, dass es notwendig ist, zunächst die
aktuelle humanitäre Situation im Land zu verbessern (gebraucht werden
neben Nahrungsmitteln vor allem Dinge wie Desinfektionsmittel für
Wasser, Blutdruckmesser etc.) und hier konkret Hilfe zu leisten...erst
dann könnten die Schritte ''recovery, reconstruction and development``
angegangen werden.
Gertrude Chimange betont in ihren Ausführungen die Notwendigkeit, die
verschiedenen Perspektiven der stakeholder (mit ihren zeitlichen
Dimensionen) in den Blick zu nehmen. Die Perspektive der ZANU PF
verfolgt die Machterhaltung, die MDC den Wandel, einige
zivilgesellschaftliche Organisationen verfolgen das kurzfristige Ziel
der Zunahme an Nahrungshilfen etc. Die Justice and Peace Commission der
katholischen Kirche ''has to embrace all other perspectives; has to
embrace the energy of the different views''. In einer sich
anschließenden Diskussion (mit Jonah Gokova) wurde intensiver auf die
Stimmung in Zimbabwe selber eingegangen sowie die Haltung der Menschen
gegenüber Politikern. So wurde erwähnt, dass ''we allowed the
politicians of ZANU to take decisions and we were wrong. Politicians
need to know that they are responsible'' und ''there is tension between
key stakeholders in the civil society. They think the MDC should not
have signed (the Agreement). That they have sold out their ideas.
Critical voices also say that they have nothing to do with the Agreement
as it is between politicians only. However, also the MDC needs to be
challenged as there is the feeling that the MDC takes decisions without
consulting the people beforehand...''.
In Bezug auf mögliche Aktivitäten des Zimbabwe Netzwerk wurde u.a.
hervorgehoben darauf hinzuwirken, dass Zimbabwe (immer wieder) als Thema
auf die politische Agenda gebracht werden muss (die Welt blickt derzeit
eher auf die DR Kongo als Zimbabwe). Daneben ist es zentral den Menschen
eine Stimme zu geben ''to catch and amplify the voices from the
marginalised, the grass root people``. Das vom ZN unterstützte
Radio-Projekt hat hier einen wichtigen Beitraggeleistet.
Auch im Zimbabwe Netzwerk Rundbrief, Nr. 52, Juni 2009
Letzte Änderung: Wednesday, 01-Jul-2009 15:31:50 CEST
Vorherige Meldung:
|