Textbausteine "Mugabe auf dem EU-Afrika-Gipfel in Lissabon" In diesen Tagen ist Zimbabwe wieder häufiger Thema in den Medien. Anlass ist der EU-Afrika-Gipfel in Lissabon am 8./9.Dezember. Im Vorfeld des Gipfels gab es heftigen Streit darum, ob Zimbabwes Präsident Robert Mugabe trotz eklatanter Menschenrechtsverletzungen eingeladen werden sollte. Die EU hat wegen der Situation in Zimbabwe ein grundsätzliches Einreiseverbot für Mugabe ausgesprochen. Die anderen afrikanischen Länder machten aber sehr deutlich, dass sie einen EU-Afrika-Gipfel ohne Mugabe nicht akzeptieren würden. Lissabon gab nach - und so wird Mugabe am kommenden Wochenende in Lissabon eintreffen. Wie kommt es zu dieser breiten Unterstützung für Mugabe? Zum einen streben die afrikanischen Länder nach größerer Einheit und wollen ihre innerafrikanischen Angelegenheiten selber regeln. Zum anderen klafft das, was Mugabe sagt und das, was er tut, weit auseinander. Er spricht Probleme an, mit denen viele afrikanische Länder zu kämpfen haben: ungerechte Landverteilung, ungerechte Handelsbeziehungen und Ohnmacht in den politischen Beziehungen zu den Industrienationen. Mit seinem Mut, die Mächtigen herauszufordern, erntet Mugabe Bewunderung. Aber wie sieht die Realität in Zimbabwe hinter dieser konfrontativen Rhetorik aus? Mugabe redet von gerechter Landverteilung und lässt gleichzeitig die armen Leute aus den Städten vertreiben, nimmt ihnen ihr Haus, ihr Geschäft, die medizinische Versorgung, die schulische Ausbildung. Er redet von der ausbeuterischen Politik der westlichen Welt und lässt sich selber eine Prachtvilla bauen, während seine Landsleute stundenlang um Brot und Maismehl anstehen. Er redet von Recht und Freiheit und schafft gleichzeitig die Unabhängigkeit der Gerichte ab. Er redet von Demokratie und freien Wahlen und lässt gleichzeitig die Bevölkerung mit willkürlichen Verhaftungen und brutalen Prügelattacken einschüchtern und terrorisieren. Es gibt gute Gründe für Lissabons Entscheidung, den Wunsch der afrikanischen Länder zu respektieren und Mugabe zum EU-Afrika-Gipfel einzuladen. Es sollte jedoch keine Gelegenheit ausgelassen werden, Mugabe mit der Forderung zu konfrontieren, als Präsident zurückzutreten und den Weg freizugeben für eine demokratische Entwicklung Zimbabwes, für die Entwicklung zu einem Land, in dem jeder genug zu essen hat und sich frei bewegen und ohne Angst leben kann. Es gibt in Zimbabwe viele Menschen, die bereits jetzt, unter den schwierigsten Lebensumständen, an dieser Vision einer positiven Entwicklung ihres Landes arbeiten. Mit viel Mut und persönlichem Einsatz diskutieren sie über eine zukünftige Verfassung, über Wirtschaftsformen, über demokratische Instrumente der Entscheidungsfindung. Diese Diskussionen sind oft gekoppelt mit ganz praktischem Einsatz für eine Verbesserung der Lebensbedingungen hier und jetzt, sei es eine Demonstration für eine bessere Stromversorgung und Müllabfuhr, sei es die Unterstützung des Waisenhauses im Stadtteil, sei es die Nachbarschaftshilfe bei der Bestellung der Felder und Gärten auf dem Land. Für diese Menschen ist es wichtig, dass wir hingucken und zuhören, uns informieren und sie unterstützen, wo immer sich eine Gelegenheit bietet. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier, wo dann? Wenn nicht wir, wer dann?